Martha Argerich und Sophie Pacini in Wien: Höchste, virtuose Klavierkunst

Xl_argerich-pacini-blu_ray_disc-wien-4-22 © Arthaus Musik

Erst 18 Jahre war die hochbegabte Pianistin Sophie Pacini alt, als sie ihr pianistisches Vorbild die damals 70-jährige Martha Argerich in einem Hotel in Pietrasanta, einer Kleinstadt in der nördlichen Toskana, beherzt ansprach, ob sie ihr vorspielen dürfe. Und die Ausnahmepianistin war von der daraufhin ihr vorgetragenen h-Moll Sonate von Franz Liszt so beeindruckt, dass sie sie danach gleich stürmisch umarmte. Daraus entstand eine künstlerische Freundschaft.

Ungefähr 12 Jahre später, genau am 31.12. 2020 war ein Konzert der beiden Pianistinnen aus zwei Generationen im Wiener Konzerthaus geplant, das jedoch wegen Corona ohne Publikum aufgezeichnet wurde und jetzt auf Blue-ray-Disc (Nr. 109454) bei ARTHAUS MUSIK unter dem Titel „New Years’s Impressions from Vienna“ erschienen ist. Wolfgang Amadeus Mozarts Sonate D-Dur KV 375a für zwei Klaviere komponiert, wurde ungemein musikantisch, in größtmöglicher Übereinstimmung (man hat oft das Gefühl des gleichen Atmens), mit perlenden Läufen, hoher Griffsicherheit und der nötigen Leichtigkeit musiziert. Es ist auch eines der seltenen Dokumente, bei denen man Argerich Mozart spielen hören kann.

Es ist der Wunsch jedes Pianisten, den Virtuosen-Klassiker, die geradezu bombastischen „Réminiscenes de Don Juan“ von Franz Liszt zu spielen. (auch als „Don Giovanni Fantasie“ nach der gleichnamigen Oper von Wolfgang Amadeus Mozart bezeichnet). Die extremen diffizilen technischen Herausforderungen vor allem zu Beginn im Zusammenspiel bewältigen die Weltklassepianistin Martha Argerich und die mittlerweile auch schon arrivierte Sophie Pacini mit Bravour. Die reich variierten Themen, die man erst nach einer gewissen Zeit erkennen kann, wie „Reich mir die Hand mein Leben“ und die „Champagnerarie“, wurden mit Spielfreude und fesselnder Energie musiziert. Es ist immer wieder erstaunlich, was Liszt aus all den mozartschenThemen erschuf.

Exzellent ist wieder der Ton. Sehr abwechslungsreich sind die Bildaufnahmen, neben totalen Einstellungen sieht man ungemein viele Details, die auch die Hände beider Pianistinnen auf der Klaviatur oft durch Überblendungen und Zusammenschnitt gleichzeitig gezeigt werden können.

Dr. Helmut Christian Mayer

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