Ljubljana/Laibach: Puccinis „Manon Lescaut“ mit emotionalem Hochdruck

Xl_manon_lescaut-laibach-c_darjastravstisu-5-25-3 © Darja Stravs Tisu

„Non voglio morir! – Ich will nicht sterben!“: Wenn die in der Wüste Amerikas erschöpft liegende, beinahe schon verdurstete Manon Lescaut, diese Worte knapp vor ihrem Tod, begleitet von einem großen dramatischen orchestralen Ausbruch, unter Mobilisierung ihrer letzten Kräfte hinausschreit, bleibt kein Zuhörer am Laibacher Opernhaus in Laibach unberührt, denn Mojca Bitenc Križaj vermag der Titelheldin von Giacomo Puccini starke Emotionen zu verleihen. Die jüngere Slowenin, auch optisch eine Augenweide, ist insgesamt eine wunderbar phrasierende, jugendlich unverbraucht klingende Manon. Viele Schattierungen der Partie wie Leidenschaft, Leichtfertigkeit, Koketterie werden mit Ausdrucksstärke und Innigkeit ihres auch zu kraftvollen Tönen ihres Soprans wiedergegeben.

Da kann Ivan Morimov als Renato Des Grieux nicht ganz mithalten.  Er verfügt zwar über mühelose Höhen und eine Riesenstimme, die er jedoch zu auftrumpfend laut und zu wenig kultiviert einsetzt. Mit weichem Bariton singt Domen Križaj den Lescaut. Solide klingt der Geronte di Ravoir des Giorgio Surian. Auch die vielen kleineren Rollen wie auch der Chor des Laibacher Opernhauses singen gut.

Der aus Belgien stammende Dirigent Ayrton Desimpelaere am Pult des Orchesters der Laibacher Oper schafft es, feine Stimmungsmalereien, viele Farben und verschiedenste Gefühle und auch einen emotional packenden Hochdruck zu erzeugen.

Meist aus grauen, kantigen Betonelementen, teils Häuser stilisierend, besteht die verschiebbare Kulisse. Der gebürtige Südtiroler Manfred Schweigkofler hat darin traditionell, immer hart am Libretto und an der Musik inszeniert und weiß durchaus auch die dramatischen Höhepunkte auszureizen. So wird die Geschichte der kleinen Manon, nach der meisterhaften Erzählung des Abbé Prevost, die auch Jules Massenet zu einer Opernvertonung inspirierte, in stilisierten historischen, teils auch bewusst überzogenen Kostümen mit einigen wenigen Projektionen nachvollziehbar gezeigt. Ergänzt wird die Inszenierung von mehrfachen, stilvollen Auftritten des Balletts der Oper (die Choreographie stammt von Lukas Zuschlag), wobei das berühmte und wunderbar musizierte Intermezzo von einem Liebespaar sehr gefühlvoll getanzt wird.

Großer Jubel!

Dr. Helmut Christian Mayer

 

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