Ljubljana/Laibach: Packende diabolische Präsenz bei „Faust“ von Gounod

Xl_faust-laibach-3-22-5 © Darja Stravs Tisu

Eigentlich müsste die Oper diesmal Mephisto heißen. Denn dieser Dämon aus Charles Gounods „Faust“ ist an der Laibacher Oper omnipräsent. Schon zu Beginn beobachtet er den zu diesem Zeitpunkt alten, am Lebenssinn und der Macht Gottes zweifelnden Titelhelden permanent durch einen großen Spiegel. Dann erweist er sich als stetiger Strippenzieher: Er dirigiert die Protagonisten, greift immer wieder ins Geschehen ein. Er lehnt lässig an der Mauer, er lümmelt oder kriecht am Boden. Zudem stattet ihn Peter Martincic mit enormer Bühnenpräsenz aus. Und er singt den Teufel mit kraftvoller, kerniger und nuancenreicher Noblesse sowie furchteinflößender Dämonie. Mit dieser Dominanz kann Aljaz Farasin als Faust nicht mithalten, aber er singt ihn mit weichen Lyrismen und mühelosen Höhen. Martina Zadro spielt die Marguerite mädchenhaft und singt sie sehr innig sowie flexibel mit hellem und glasklarem Sopran. Joze Vidic als Valentin schleift und stemmt die Töne mit viel Druck unschön an. Nuska Drascek singt den Siébel, eigentlich eine Hosenrolle, die hier als Frau dargestellt ist, meist zu laut. Miriam Kalin fällt als reife Marthe mit extrem reichem Tremolo gewaltig ab.  Der oft auch mit Handbewegungen durchchoreographiert Chor der Laibacher Oper singt stimmgewaltig und homogen.

Delikat, mit vielen, sensiblen Zwischentönen und viel Pianokultur aber auch packender Dramatik hört man das Orchester der Laibacher Oper unter dem Dirigenten Ayrton Desimpelaere.

Leergeräumt, meist schwarz ist die Bühne mit wenigen Versatzstücken. Örtlichkeiten sind meist nur angedeutet, wie Margarethes Zimmer mit einem wehenden Vorhang oder die Kirche mit einem leuchtenden Kreuz (Bühne: Paul Gallis). Darin werden unter Streichung der Walpurgisnachtszene von Regisseur Frank Van Laecke mit ausgefeilter und ideenreicher Personenführung mit magischem Licht faszinierende, ästhetische Stimmungen erzeugt. Das Schlussbild bildet ein Massengefangenenlager mit einem riesigen Gitter zum Publikum. Mit einem Stromstoß wird Margarethe auf diesem hingerichtet.

Großer Jubel und auf jeden Fall empfehlenswert!                                                                                    

Dr. Helmut Christian Mayer

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