Ljubljana: Strauss "Ariadne auf Naxos" als musikalisch anregender Opernzwitter

Xl_ariadne-laibach-10-22-1 © Darja Stravs Tisu

Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal waren ein kongeniales Paar. Der Komponist und der Dichter schufen einzigartige, musikdramatische Werke von einer Vollkommenheit, wie man sie in der Opernliteratur selten erlebt. Ein Ergebnis dieser fruchtbringenden Zusammenarbeit ist wohl auch „Ariadne auf Naxos“, ein köstlicher Opernzwitter zwischen Opera seria und buffa changierend, jetzt am Opernhaus von Ljubljana/Laibach auf einem beachtlichen hohen musikalischen Niveau zu erleben.

Großen Anteil daran hat zweifellos Aleksander Markovic. Denn der serbisch-österreichische Maestro setzt beim Orchester des Laibacher Opernhauses auf subtile und fassettenreiche Klänge. Meist durchsichtig, feinduftig, sorgsam durchgeformt und mit kammermusikalischem Raffinement, aber auch effektvoll mit aufrauschenden Klängen bis hin zur Schlußapotheose erklingt dieses Meisterwerk des bayrischen Komponisten.

Großen Anteil daran hat auch das Sängerensemble, das insgesamt in gutem bis sehr gutem Deutsch zu hören ist: Allen voran singt Nina Dominko die mörderisch schwere, koloraturengespickte Partie der Zerbinetta mit Bravour und agiert mit lässiger, jugendlicher Koketterie. Differenzierteste, wunderbar hingebungs- aber auch kraftvolle Töne findet man bei Nuska Drascek als Komponist, die Zorn, Naivität aber auch Leidenschaft großartig auszudrücken kann. In der Titelrolle vermag Urska Breznik die lyrischen Bögen herrlich zu formen. Die dramatischen Passagen singt sie ungemein voluminös, fallweise sogar zu sehr im Forte. Branko Robinsak ist ein ziemlich angegrauter Bacchus, allerdings ohne göttliche Präsenz, sängerisch mit wenig heldischem Glanz aber angestrengten Höhen. Zudem sind er und Ariadne völlig unvorteilhaft kostümiert. Joze Vidic ist ein kerniger Musiklehrer. Die vielen kleineren Rollen sind gut bis sehr gut besetzt.

Quirlig und fast zu aktionsreich ist die Regie Marin Blazevic im Vorspiel vor einem projizierten Zuschauerraum, die teils wie eine künstliche Beschäftigungstherapie wirkt. Wenn etwa zwei Kellner ständig mit vollgefüllten Tabletts von der Bühne quer über Zuschauerraum rennen. Extrem statisch erlebt man hingegen die eigentliche Oper auf mehreren Ebenen von bunten Torbögen umrahmt, wobei er das Geschehen in der Gegenwart ansiedelt.

Viel Applaus im bei weitem nicht vollen Opernhaus.

Dr. Helmut Christian Mayer

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