Ljubljana: Mozarts "Zauberflöte" mit szenischem Minimalismus in ästhetischen Bildern

Xl_zauberfl_te-laibach-10-19-5 © Mankica Kranjec

Die beiden Tänzerinnen und der Tänzer sind omnipräsent: Schon während der Ouvertüre kriechen sie unter dem Vorhang in roten Latex-Anzügen hervor und werden mit einem langen, weißen Tuch zur bedrohlichen Schlange. Sie begleiten immer wieder die Akteure mit starkem Ausdruckstanz, im zweiten Akt in stilisierten Barockkostümen und Mozart-Perücken. Zum Finale bedecken sie schließlich die Königin der Nacht, ihre drei Damen und Monostatos mit einem weißen Tuch, das dann später hochgezogen, wie eine Blase im Raum schwebt: Mit diesen „tänzerischen“ Ideen bringt die auch mittanzende Choreographin Tajda Podobnik bei Wolfgang Amadeus Mozarts „Zauberflöteam Opernhaus von Ljubljana (Slovensko Narodno Gledalisce) doch einiges an Vitalität ins Geschehen. Denn sonst ist in dieser Eröffnungspremiere die Personenführung von Regisseur Jasa Koceli stark reduziert, meist beschränkt auf reines Steh- und Schreittheater. Es wird viel zu wenig interagiert und nur schaumgebremst gespielt.

Minimalistisch wirkt auch die leergeräumte, helle, durchaus ästhetische Bühne (Darjan Mihaijlovic Cerar) mit weißen Zwischenvorhängen, guten Lichtstimmungen, einem immer wieder heruntergelassenen Prospekt mit drei Öffnungen, einer kleineren, drehbaren Pyramide, Freimaurersymbolen, Schattenumrissen und Videoeinspielungen und einer Zauberflöte als leuchtende Neonröhre.

Zurückhaltende Vitalität ist scheinbar auch dem mit wunderbar kernigem Bariton singenden Matjaz Robavs als Papageno auferlegt, wodurch leider auch die charmante und sympathische Seite der Rolle verloren geht. Sängerisch und von der Verständlichkeit her bietet er zweifellos die beste Leistung des Abends. Gesungen und gesprochen wird von fast allen Protagonisten in gutem Deutsch, wobei die Dialoge stark verkürzt wurden und dadurch viele Pointen verloren gehen. Dejan Maksimilijan Vrbancic ist ein Tamino, anfänglich intonationsunsicher mit hellem Tenor und strahlender Höhe. Mit profunder Tiefe aber viel zu wenig Präsenz singt Sasa Cano den Sarastro. Blitzsauber aber auch etwas scharf erklingen die Koloraturen der Nina Dominko bei den beiden diffizilen Arien der Königin der Nacht. Urska Arlic Gololicic verfügt als Pamina über einen klaren Sopran und kann auch viel Innigkeit verströmen. Martina Robinsak ist eine quirlige aber sehr kleinstimmige Papagena. Von guter Qualität erlebt  man auch die vielen kleineren Rollen und den gut disponierten Chor der Laibacher Oper.

Jaroslav Kyzlink am Pult des Orchesters der Laibacher Oper schlägt speziell bei der Ouvertüre rasante Tempi an. Er lässt das Werk von der Dynamik immer sängerfreundlich, manchmal sogar zu zurückhaltend aber meist frisch erklingen. Ovationen!

Dr. Helmut Christian  Mayer

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