Ljubljana Festival: Martha Argerich und Charles Dutoit mit kraftvoller Vitalität

Xl_argerich-dutoit-ljubljana-darjastravstisu-7-21-2 © Darja Stravs Tisu

Sie zählt zu den ganz Großen ihrer Zunft: Martha Argerich. Und sie hat sich für ihren Auftritt beim Ljubljana Festival wahrlich nichts Leichtes ausgesucht. Denn das 3. Klavierkonzert von Sergej Prokofjew zählt nicht nur zu den phantasievollsten Klavierkonzerten, sondern gilt als Paradestück an pianistisch gehäuften Schwierigkeiten überhaupt. Für  Martha Argerich, die kürzlich 80 Jahre alt wurde, kein Problem. Sie schaffte es im Cankar Center beim Ljubljana Festival, dieses Stück beeindruckend mit Energie geladenem Spiel und kraftvollen Anschlägen, stupender Technik zu spielen und bewältigte mit ihren flinken Fingern auch die unzähligen Läufe perlend und mit großer Perfektion. Dabei konzertierte sie gemeinsam nach einem Beginn, bei dem man tempomäßig nicht immer eines Sinnes war, mit der Slowenischen Philharmonie unter dem sehr agilen Charles Dutoit. Vom Publikum gab  es spontane stehende Ovationen und zwei Zugaben von der Ausnahmekünstlerin, darunter ein Stück aus Robert Schumanns "Kinderszenen".

„Das Theater schien von einem Erdbeben heimgesucht zu werden. Leute schrien Beleidigungen, buhten und pfiffen, übertönten die Musik…“, so berichteten Medien über die Premiere. Kein Zweifel: Die Uraufführung von „Le sacre du printemps“ (Das Frühlingsoper) 1913 in Paris war einer der größten Skandale in der Musikgeschichte und schrammte knapp am Abbruch vorbei. Aber nicht nur wegen der Musik von Igor Strawinski, die heuer unglaubliche 108 Jahre alt ist, in seinem gesamten Oeuvre die kompromissloseste „Modernität“ aufweist, sondern auch wegen der damals völlig neuartigen Choreografie.

Heute ruft dieses Schlüsselwerk des 20. Jahrhunderts, das längst zu den Klassikern der Moderne zählt, und den Weltruhm des Komponisten begründete, längst keinen Skandal mehr hervor: Den stets dominanten Rhythmus und die diffizile Komplexität der Musik konnten die Musiker unter dem jeden Einsatz zeigenden Dirigenten mit Urgewalt, Präzision, vielen Schattierungen an Dynamik, Effekten und Farbengroßartig verwirklichen.  Nochmals stehende Ovationen!

Dr. Helmut Christian Mayer

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