
Sie sind für ihre innovativen und optisch spektakulären und genreübergreifenden Inszenierungen bekannt: La Fura dels Baus unter ihrem künstlerischen Leiter Carlus Padrissa. Jetzt setzte das katalanische Kunstkollektiv zu Beginn des 73. Ljubljana Festivals, wo sie schon öfters zu erleben waren, Joseph Haydns Oratorium „Die Schöpfung“ im großen Cankar Center in Szene: Große, schwebende Luftballone, futuristische, von innen beleuchtete Kostüme, schwebend singende Protagonisten mit seltsamen Kopfbedeckungen, die auch in einem kleinen Bassin baden und tauchen mussten, sowie musterartige oder ständige auf den Text bezugnehmende Projektionen, die die Schöpfungsgeschichte vom Chaos über die explosiv dargestellte Lichtwerdung bis zur Erschaffung des Menschen zeigten. Dabei wurde auch etwas aufgesetzt auf aktuelle Themen, wie das Flüchtlingswesen, etwa beim auftretenden wortdeutlich und homogen singenden Slowenische Philharmonischen Chor wie auch durch etwas zu viel und ständig projiziert herumschwirrende Wortzeilen wie etwa „It is a Lack“ Bezug genommen. Alles sehr phantasievoll aber teils zu viel des Guten und vom Musikalischen ablenkend.
Dieses war beim stets animierenden aber auch einfühlsamen Dirigenten Josep Vicent in guten Händen. Denn er wusste die dynamischen Kontraste und Schattierungen gut herauszuarbeiten. Und so wurden Haydns einprägsame Melodien und die vielen tonmalerischen Elemente vom Orchester Adda Simfónica Alicante mit subtilen Tönen bis hin zu strahlender Klangpracht mit mannigfaltigen Valeurs wiedergegeben.
Von einnehmender Qualität waren die Solisten, die mit recht guter Artikulation sangen, sodass man viel vom deutschen Text von Gottfried van Swieten, der auf John Miltons „Paradise Lost“ basiert, verstehen konnte. Glasklar, koloraturensicher hörte man die Sopranistin Alba Fernández-Cano. Mit enormer Stimmkraft sang der Bassbariton Toni Marsol. Víctor Sordo ließ mit seinem etwas kleinen Tenor viel Einfühlungsvermögen und feine Höhen vernehmen.
Das Publikum zeigte sich begeistert. Es feierte alle mit stehenden Ovationen!
Dr. Helmut Christian Mayer
16. Juli 2025 | Drucken
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