Ljubljana Festival: Das Boston Symphony Orchestra unter Andris Nelsons und dem Pianisten Jean-Yves Thibaudet mit feinsinnigen aber auch expressive Klänge

Xl_nelsons-thibaudet-boston-laibach-8-23 © Helmut Christian Mayer

Zum Finale des Festivals geben sich jetzt in Ljubljana/Laibach wieder die Spitzenorchester aus aller Welt die berühmte Klinke buchstäblich in die Hand. Nach dem Concertgebouw Orchester unter Ivan Fischer und demnächst zum Finale das Gewandhausorchester Leipzig unter dem Grandseigneur Herbert Blomstedt war jetzt das Boston Symphony Orchestra unter ihrem Chefdirigenten Andris Nelsons im vollen Cankar Center zu Gast.

Mit „Four Black American Dances“ von Carlos Simon ging es gleich großbesetzt mit fetten und dominanten Blechbläserklängen los. Stilistisch alles sehr amerikanisch auch mit Jazzelementen, mitreißend musiziert.

Seine Meisterschaft wusste das amerikanische Orchester mit exzellenten Solisten in den eigenen Reihen bei Igor Strawinskys Ballett „Petruschka“ zu demonstrieren: Da konnte man die zum Leben erwachten Gliederpuppen regelrecht herumspringen sehen, wie auch die Atmosphäre und das Kolorit des Jahrmarkts ideal eingefangen wurden. Mit perfekter, nerviger Polyrhythmik, spannungsgeladener, fortwährend anheizender Dynamik wurden die neumontierten, folkloristischen Tänze und kühnen Harmonien musiziert.

Jean-Yves Thibaudet ist ja bekanntlich ein ganz Großer seiner Zunft. Davon konnte man sich einmal mehr überzeugen: Es gelang dem französischen Pianisten das letzte Klavierkonzert Nr. 5 von Camille Saint-Saens mit hoch inspirierter Sensibilität, Eleganz und Virtuosität hinzuzaubern. Wunderbar kamen dabei auch die vielen orientalischen Elemente zur Geltung, die dem Stück den Beinamen „Ägyptischen Konzert“ gegeben haben.

Und schließlich erlebte man Maurice Ravel: Seinen Abgesang auf die Gesellschaft der Vorkriegszeit „La Valse“, jene Apotheose des Wiener Walzers wurde unter dem stets animierenden, lettischen Maestro mit all seinen feinsinnigen Klängen, seiner negativen Übersteigerung, dem zwanghaften, angstvollen Taumel und dem infernalischen Schluss mit zügigen Tempi, Transparenz, Innenspannung und einem unendlichen Farbenreichtum zelebriert.

Jubelnde Ovationen in Cankar Center!

Dr. Helmut Christian Mayer

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