
Enorm war ihre Präsenz, reich ihre Farbpalette, wunderbar ihre Legatokultur und zudem funkelten die Höhen ihres samtigen und gerundeten Soprans: Anna Netrebko faszinierte wieder einmal, diesmal im ausverkauften Cankar Center beim Ljubljana Festival ausschließlich mit Giacomo Puccini. Die Starsopranistin in vier verschiedenen geschmackvollen Kleidern war aber auch in Topform: Sie begeisterte mit zartesten, innigen Tönen etwa bei „Vissi d’arte“ aus „Tosca“ bis hin zu dramatischen Ausbrüchen wie etwa bei „In questa reggia“ aus „Turandot“ und erreichte den ganzen Abend größtmögliche Emotionen.
Aber auch Yusif Eyvazov imponierte mit seinem riesigen, teils allerdings zu sehr auftrumpfendem, höhensicherem Tenor. Sein Timbre in der Mittellage ist allerdings nach wie vor gewöhnungsbedürftig: Bei der Arie des Cavaradossi „Recondita armonia“ aus „Tosca“ aber auch jene des Des Grieux „Donna non vidi mai“ aus „Manon Lescaut“ sowie als Zugabe beim Hit „Nessun dorma“ aus „Turandot“.
Besonders berührend waren auch Auszüge aus dem dritten Akt von „La Bohéme“ sowie das Liebes-Duett „Vogliatemi bene“ aus „Madama Butterfly“ zu vernehmen.
Zwei Gäste wirkten meist bei den Ensembles mit: Jérôme Boutillier sang aber mit seinem kernigen Bariton zudem auch eine Arienrarität aus „Edgar“, wurde dabei allerdings vom Orchester ziemlich zugedeckt. Pumeza Matshikiza war mit der Arie der Liù „Tu che di gel sei cinta“ mit einem ungewöhnlich dunklen Sopran zu hören. Der vereinigte, riesig besetzte Opernchor aus Ljubljana/Laibach und Maribor/Marburg sang meist sehr laut aber immer homogen Teile „Turandot“, gefiel besonders mit dem Summ-Chor aus „Butterfly“.
Die gut disponierte Slowenische Philharmonie unter Denis Vlasenko ließ den Sängern viel Freiraum. Der Dirigent neigte jedoch dazu, zwar spannend aber in zu hoher Phonstärke zu begleiten. Das Orchester konnte auch mit dem Intermezzo aus „Manon Lescaut“ beeindrucken.
Als dann von Netrebko noch als Zugabe „O mio babbino caro“ aus „Gianni Schicchi“ ungemein berührend erklang, kannte die Begeisterung keine Grenzen mehr. Es gab, wie schon bei den meisten Arien zuvor, großen Jubel und stehende Ovationen vom Publikum.
Dr. Helmut Christian Mayer
28. August 2025 | Drucken
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