Ljubljana: Eine virtuose und berührende Eröffnung des 7. Winterfestivals

Xl_tortelier-degor-stroppa-albelo-edelmann-rtv-laibach-2-24 © Helmut Christian Mayer

Es gilt ob seiner technischen Schwierigkeiten als eines der anspruchsvollsten Konzerte des gesamten Klavierrepertoires: Das Klavierkonzert Nr. 2 in B-Dur, op. 83 von Johannes Brahms, von vielen als sein Opus Summum angesehen. Kein Problem für Kai-Min Chang. Denn der erst 23-jährige, taiwanische Pianist bewies jetzt am Eröffnungsabend des 7. Winterfestivals von Ljubljana/Laibach im Cankar Center damit einmal mehr, warum er den 1. Internationalen Klavierwettbewerbs des Ljubljana Festivals 2003 gewonnen hat. Mit kraftvollem, sicherem Anschlag, perlenden Läufen und tiefgehender Interpretation spielte er das groß angelegte Werk, für dessen Vollendung der Komponist ganze drei Jahre brauchte. Das auf weite Strecken symphonisch angelegte, etwa 50-minütige Werk wurde vom RTV Slovenija Symphonie Orchester unter der souveränen Leitung von Yan Pascal Tortelier einfühlsam und gekonnt begleitet.

Groß auf spielte dann das Orchester bei zwei zu Unrecht selten aufgeführten, sakralen Vokalwerken. Reich an Farben, intimen wie auch spannungsvollen Momenten unter der stets animierenden Stabführung des französischen Dirigenten: Zuerst mit „Die Erde gehört dem Herrn“ basierend auf einem biblischen Psalm von der französischen Komponistin Lilli Boulanger, ein Jahr vor ihrem frühen Tod im Alter von 24 Jahren geschrieben. Sehr effektvoll und majestätisch klingend nur für Blechbläser, Orgel, vier Harfen und einem riesig besetzten Chor. Farbig und opulent, höchst atmosphärisch und ungemein berührend folgte dann das „Requiem“ von Camille Saint-Saëns, eine Totenmesse aus 1878 von einnehmender, spätromantischer Schönheit. Bei dieser glänzte ein vorzügliches Solistenquartett mit Sophie Marin-Degor (Sopran), Annalisa Stroppa (Mezzo), Celso Albelo (Tenor) und Paul Armin Edelmann (Bass). Auch hier erlebte man neben der Orgel und den vier Harfen den mit an die 120 Sängerinnen und Sängern besetzten, ungemein ausgewogen singenden Chor, der sich eigentlich aus drei unterschiedlichen slowenischen Chören, dem Gemischten Chor Glasbena Matica Ljubljana, dem Virtuosi Festival Chor sowie dem Kammerchor der Musikakademie, zusammensetzte. Einfach ein Genuss!

Stehende Ovationen und großer Jubel des restlos begeisterten Publikums!

Dr.Helmut Christian Mayer

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