Ljubljana - Die Slowenische Philharmonie und Charles Dutoit faszinieren mit Berlioz monumentaler Totenmesse

Xl_dutoit-slowenische_philharmonie-laibach-3-23 © Helmut Christian Mayer

„Wenn man mir androhte, alle meine Werke bis auf eines zu vernichten, würde ich für das Requiem um Gnade bitten“: schrieb Hector Berlioz kurz vor seinem Tode. Obwohl manchmal als zu monströs abgetan, handelt es sich bei der „Grande Messe des Morts“ (Uraufführung 1837 in Paris) tatsächlich um eine der kühnsten und fassettenreichsten Visionen  der gesamten Musikliteratur. Allerdings braucht man zu deren Realisierung eine riesige Orchesterbesetzung und einen ebensolchen Chor, weswegen das mächtige Werk eher selten aufgeführt wird. Der französische Komponist verlangte weit über 140 Musiker inklusive 16 Pauken, vier Fernorchester und einen Chor von mindestens 210 Stimmen.

Das zum sechsten Mal stattfindende Winter Festival Ljubljana/Laibach führte das gigantische Werk im großen Saal des Cankar Centers der slowenischen Hauptstadt in etwas „kleineren“ Dimensionen auf. Da erlebte man eine mit rund 110 Musikern groß besetzte Slowenische Philharmonie, vier auch am Balkon platzierte Bläsergruppen und vier Chöre, jenen der Philharmonie, den Ave Chamber, den Münchner Philharmonischen und den Virtuosi Festival Chor. Und es gelang dabei, die rund 140 Choristen wie einen einzigen Chor wunderbar homogen erklingen zu lassen. David Jagodic war bei dem einzigen Solo des Stücks, bei der nicht leicht zu singenden Kantilene des „Sanctus“ mit wunderbar lyrischen Tönen und sicheren Höhen zu hören.

Der 86-jährige Grandseigneur Charles Dutoit am Pult hielt die Massen ungemein vital und souverän zusammen: Faszinierend ertönte das „Lacrymosa“ mit weiter Spannung und hinreißender Schönheit, sicher ein Höhepunkt des gesamten, fast 90-minütigen Werkes. Dieser Satz entwickelte sich zu monumentalen Steigerungen in immer neuen Wellen, kontrapunktisch verdichtet, zu höchster Intensität im vollen Fortissimo hochgetrieben. Deswegen wird er auch mehrfach selbständig aufgeführt. Geradezu hypnotische Wirkung erzielte man mit dem „Offertorium“ mit seiner eindringlicher Bitte. Das Werk klang dann im zartesten Pianissimo aus.

Es gab im fast vollen Saal wieder stehende Ovationen!

Dr. Helmut Christian Mayer

 

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