Linz: Verdis „La forza del destino“ als packend verdichtetes Psychodrama

Xl_forza-linz-1-23-2 © Reinhard Winkler

"Padre Eterno, Signor, pietà di noi“: Lichtvolle, sanfte Kantilenen steigen gegen Himmel. Es ist ein wunderbarer Sehnsuchtschor, eigentlich aus dem 2. Akt, der Gott um Hilfe bittet, mit dem Giuseppe Verdis „La forza del destino“ in Linz überraschend und fast erlösungsartig endet. Umstellungen und Kürzungen an Opern sind nicht nur heutzutage geübte Praxis. So wurde auch diese Oper schon zu Zeiten des Komponisten bis in die Gegenwart immer wieder mit Strichen versehen. Jetzt wurden diese am Linzer Landestheater allerdings so radikal vorgenommen, dass die Oper von etwa drei Stunden auf rund 100 Minuten gekürzt erklang. Peter Konwitschny zeigt so am Musiktheater am Volksgarten eine extrem verdichtete Fassung, die er eigens für Linz erstellt hat. Und das Experiment ist aufgegangen, denn es sind bei der klug zusammengestellten „Linzer Fassung“ keine Brüche erkennbar und die Spannung bleibt dauerhaft. So fehlen neben vieler kriegsverherrlichender Chorszenen (außer „Rataplan“) etwa auch die Figuren Fra Melitone, der Alcade oder Mastro Trabuco. In drei braunen, bunkerartigen, nüchternen Räumen auf der Drehbühne mit wenig Tiefe, aus deren Gleichartigkeit es kein Entrinnen vor dem unerbittlichen Schicksal gibt, inszeniert der deutsche Regisseur – auch sein eigener Bühnenbildner - den verworrenen Plot um Racheschwüre, Flüchen bis zum letalen Ende in erstaunlich konventioneller Weise als packendes, düsteres Psychodrama.

Erica Eloff am Haus schon öfters zu erleben, fasziniert als Leonora mit Glanz und Leuchtkraft, mit großer Bandbreite, sowohl mit dramatischer Intensität, aber auch mit zarten, innigen Tönen. Adam Kim ist ein rachsüchtig getriebener Don Carlo mit weichem Bariton und nobel abgerundeten Kantilenen. Sung-Kyu Park versprüht in der diffizilen Partie des Don Alvaro viele kraftvolle Töne und bombensichere Höhen, neigt aber gerne zum Dauerforte. Manuela Leonhartsberger ist eine klar singende Preziosilla. Michael Wagner singt den Marchese di Calatrava mit schönem Stimmorgan, Dominik Nekel den Padre Guardiano machtvoll. Untadelig erlebt man den Chor des Landestheaters Linz (Einstudierung: Elena Pierini).

Enrico Calesso am Pult des Bruckner Orchesters Linz trägt die Sänger souverän durch den Abend und spannt kunstvoll alle musikdramatischen Bögen. Feinfühlig gearbeitet erreicht er reiche, farbige Klangschönheit aber auch expressive, zupackende Attacken.

Stehende Ovationen!

Dr. Helmut Christian Mayer

 

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