„Klassik im Burghof“ in Klagenfurt: Kraftvolles Blech und viel Schlagwerk

Xl_brasscussion-7-22 © Helmut Christian Mayer

Mit wuchtiger motorischer Aggressivität startete das tiefe Blech, kraftvoll setzten dann die Trompeten ein, um den populären, effektvollen, vielfach von der Werbung missbrauchten „Tanz der Ritter“ zu spielen. „Brasscussion“ aus Berlin unter ihrem Gründer und Leiter Reinhard Toriser, einem gebürtigen Kärntner, musizierte die Suite von Sergej Prokofjews genial instrumentiertem Ballett „Romeo und Julia“ in völlig ungewohnter Besetzung, denn das 16-köpfige Ensemble „Brasscussion“ besteht aus elf Blechbläsern und allein fünf Schlagzeugern. Allerdings konnte das sehr jung besetzte Ensemble bei den anderen Teilen der über das unsterbliche Veroneser Liebespaar handelnden Suite nicht immer ihre Vorzüge ausspielen. Denn so manches klang recht spannungsarm, recht gemächlich und in recht breiten Tempi musiziert.

Das an sich gut disponierte, kraftvoll aber auch sensibel musizierende Ensemble gefiel aber bei weiteren Stücken, etwa bei Richard Strauss „Wiener Philharmoniker Fanfare“1924 zum damaligen Philharmoniker Ball komponiert, oder bei der “Fanfare for the Common Man” von Aaron Copland sowie bei Edward Griegs „Funeral March“, das er auch launig aber auch ernst moderierende Dirigent allen Toten der Welt, insbesondere den Kriegsopfern widmete.

Tontöpfe, Scherben in Keramikbehältnissen, Plastiksackerln, Metallrollen neben den traditionellen Percussions-Instrumenten steuerte einer der Schlagwerker des Ensembles Daniel Tummes bei seinem recht experimentell klingendem Percussions Quartett „Zwischen Himmel und Erde“ bei.

Und zum Finale erklangen Autohupen und typisch amerikanische Rhythmen: George Gershwin geniales und populäres Stück „Ein Amerikaner in Paris“ ist Programmmusik im besten Sinne: Ein heimwehgeplagter Amerikaner schlendert durch die Weltstadt an der Seine.   Er gibt die Stimmung der französischen Hauptstadt wieder, so wie etwa Impressionen der Rush Hour am Champs-Élysées. Den folgenden typisch amerikanischen Rhythmen und Nummern wie Ragtime, Blues oder Charleston wurde man von den sehr engagiert und vital spielenden Musikern mitreißend gerecht.

Viel Applaus und eine Zugabe auch von Gershwin!

Dr. Helmut Christian Mayer

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