Klagenfurt: „Der Feuervogel“ und „Carmina Burana“ als Ballett am Stadttheater werden vom Publikum gestürmt

Xl_carmina_burana_dodd_h_bner_matu_c_helge_bauer-klagenfurt-5-23 © Helge Bauer

Das Stadttheater Klagenfurt hat momentan einen Superlauf und wird vom Publikum förmlich gestürmt. Das hat es schon länger nicht mehr gegeben.  Neben dem immer ausverkauften Musical „The Sound of Music“ ist auch jede Aufführung des Balletts völlig ausverkauft, sogar sämtliche Stehplätze und es gibt Warteliste bzw. jeden Abend an der Kasse Warteschlangen von Leuten, die noch hoffen, Karten zu ergattern. Auf einen Ballettabend, bei dem die Orchestersuite Der Feuervogel“ von Igor Stravinsky und „Carmina Burana“ von Carl Orff zusammengespannt wurden, mussten Ballettfreunde ganze fünf Jahre warten.

Sabine Artholdgelingt es mit den zehn Studierenden der Performing Academy Wien, eine völlig unklassische, jugendlich frische Choreographie mit starkem Ausdruckstanz zu zeigen.Das Märchen vom Prinzen, der mit Hilfe des Feuervogels einen bösen Zauberer und seine Dämonen besiegt, erzählt die junge Compagnie nicht immer in völliger Übereinstimmung aber mit enormer Vitalität und sichtbarer Freude. Besonders hervorgehoben seien die beiden Solisten Julia Hübner und Jonathan Metu. Dies gilt mit den ekstatischen Lust- und Liebestänzen auch für den zweiten Teil des Abends: „O Fortuna“ - Das ewige Kreisen der Welt zwischen Glück und Unglück beschreibt der mächtige Anfangs- und Schlusschor. Bei den Cantiones profanae, jenen Liebes- und Trinkliedern nach lateinischen, mittelhochdeutschen und altfranzösischen Liedern und Versen aus einer Handschrift aus dem 13. Jahrhundert kam deren archaische Urwüchsigkeit und deren suggestive Wirkung, auf dem Ostinato-Stil fußend, wunderbar und mitreißend zur Geltung. Das zu den meist gespielten Chorwerken der Moderne zählende extrem wirkungsvolle Werk des bayrischen Meisters erklang im Kärntner Sinfonieorchester unter Nicholas Milton in all seiner effektvollen Vielfalt und den klanglichen, dynamischen, melodischen und rhythmischen Erscheinungen. Milton hielt den großen Klangapparat und die fast immer homogenen, kraftvoll und bestens einstudierten und im Hintergrund positionierten Chöre, den Chor und Extrachor des Stadttheaters Klagenfurt, des Kammerchors Klagenfurt und der jungen Singakademie Carinthia.  (Einstudierung: Günter Wallner) souverän und fest zusammen.

Gefühlvoll phrasierend und glockenrein, nur manchmal etwas scharf, auch in den vom Komponisten verlangten, schwindelnden Höhen sang Ava Dodd den Sopranpart. Der extrem hohe und dadurch sehr schwierige Baritonpart erklang bei Marjan Pop sehr kraftvoll, mit differenzierter Gestaltung und großem Stimmumfang. Jihoon Son, passend im blütenweißen Anzug, interpretierte den auch für einen Tenor in der Höhe kaum singbaren „gebratenen Schwan“ mühelos.

Nach jeder Aufführung, die völlig ohne Bühnenbild auskommt, sondern nur mit farbigen Lichtstimmungen illustriert wird, gibt es unbeschreiblichen Jubel und stehende Ovationen!

Dr. Helmut Christian Mayer

 

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