José Cura mit Gästen beim Ljubljana Festival ein langatmiger Abend mit zu viel Pathos

Xl_cura_und_solisten-laibach-_foto_andra__kobe-8-21 © Andraz Kobe

Nicht jedem dürfte bekannt sein, dass der Tenor José Cura nicht nur singt und dirigiert, sondern auch komponiert. Eines seiner Werke konnte man jetzt beim Ljubljana Festival am Kongress Platz erleben: „Ecce Homo“ nennt er sein Oratorium, das 2017 in Prag uraufgeführt wurde. Es handelt von der Verspottung und dem Verrat an Jesus, die Stationen seines Kreuzgangs und seiner Kreuzigung selbst. Allein das völlig tonale, wenig moderne Stück war voll von triefendem Pathos und langatmiger Gleichförmigkeit, außer einigen wenigen schönen, melodiösen Momenten, die die fast einstündige Aufführung zäh werden ließ. Das lang andauernde, meist ruhige und ziemlich gleichförmige, nur selten mystisch wirkende Klanggemälde wurden nur selten von aufrauschenden Passagen oder von etwas Rhythmik unterbrochen.  Dazu sang José Cura ausschließlich mit intensiv leidender Larmoyanz, auch optisch zeigte er extremes Leiden. Dabei wurde er von dem sensibel singenden Jugendchor und dem fein agierenden Slowenischen Philharmonischen Chor sowie von guten Solisten, die meist jedoch nur im Ensemble sangen, unterstützt: Elisa Balbo (Sopran), Nuška Drašček (Mezzo), Pétér Balczó (Tenor) und Marcell Bakonyi (Bass).

Auch sonst war der Abend geprägt von religiösen Themen aus der Opernliteratur: Hier aber konnten vor der Pause Elisa Balbo mit ihrem hellen, leichten Sopran mit der Arie „La vergine degli angeli“ aus Verdis „La forza del destino“ sowie Nuška Drašček mit ihrem kraftvollen, dunklen Mezzo mit der Arie „Inneggiamo al Signor“ aus “Cavalleria rusticana” von Pietro Mascagni faszinieren. Besser gefiel auch hier  José Cura mit dem Monolog des Samson “Vois ma misère, hélas” aus Camille Saint-Saens Oper “Samson et Dalila”. Hier konnte man noch mehrere Fassetten und die absolute Höhensicherheit des argentinischen Tenors erspüren.

Das Radiotelevision Slovenija Symphonie Orchester unter dem exakten Dirigat von Mario de Rose begleitete und musizierte sehr ambitioniert und klangschön und konnte auch mit der Ouvertüre von Verdis „La Forza del destino“ und dem Intermezzo aus Mascagnis „Cavalleria rusticana“ punkten.

Höflicher Applaus am bei weitem nicht voll ausgelasteten Kongress Platz im Zentrum der slowenischen Hauptstadt!

Dr. Helmut Christian Mayer

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