Innsbruck „L’Olimpiade” von Antonio Vivaldi mit zwei Goldmedaillen für Bühne und Musik

Xl_olimpiade-vivaldi-bejun_mehta__licida_-christian_senn__clistene_-luigi_de_donato__alcandro_-___birgit_gufler-innsbruck-8-23-4 © Birgit Gufler

Wenn das kein Rekord ist: Mehr als 70-mal wurde das Libretto von Pietro Metastasio vertont. Auch Antonio Vivaldi wusste „L’Olimpiade“ in Töne zu gießen und es gelang ihm ein großartiger Wurf. Davon konnte man sich jetzt bei den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik am Tiroler Landestheater überzeugen. Damit schließt sich ein Kreis, denn mit der Vertonung desselben Librettos von Giovanni Battista Pergolesi hat Alessandro De Marchi 2010 seine Intendanz begonnen, in welcher ihm viele faszinierende Neuentdeckungen barocker Werke gelungen sind. Nun beendet er seine künstlerische Leitung mit jener Oper des „prete rosso“ nach 14 Jahren und hinterlässt seinem Nachfolger Ottavio Dantone ein glänzend aufgestelltes Festival.

Bei der 1734 in Venedig uraufgeführten Oper geht es um menschliche und amouröse Verwicklungen bei Olympischen Spielen in der Antike. Der kretische Prinz Licida liebte einst Argene, ist jedoch jetzt für Aristea entbrannt. Deren Vater Clistene hat sie dem Sieger der Wettkämpfe zur Ehe versprochen. Da bittet der unsportliche Licida seinen sportlichen Freund Megacle, diese in seinem Namen zu gewinnen. Blöd nur, dass sich Aristea und Megacle schon lieben. Nach etlichen Verwicklungen gibt es aber doch eine Doppelhochzeit. Was für eine lieto fine!

Stefano Vizioli lässt das Stück meist in einer Sporthalle der 1930er Jahre mit allerlei Turngeräten (Emanuelle Sinisi) und muskelbestückten, trainierenden Athleten in entsprechenden Kostümen (Anna Marie Heinreich) spielen, wo nicht nur geliebt, gelitten sondern auch gekonnt gesportelt wird. Der italienische Regisseur bleibt immer am Text und zeigt mit szenischem Feingefühl eine kurzweilige, teils witzige Inszenierung.

Gesungen wird von der derzeitigen Elite der Counterstimmen vortrefflich: Allen voran kann der brasilianische Koloratursopranist Bruno de Sá als Aminta geläufige und perfekte Gurgelgymnastik bis in höchste Höhen betreiben, auch darstellerisch ist er köstlich. Bejun Metha punktet mit Höhensicherheit und präsenter Drastik. Raffaele Pe fasziniert als intensiver Megacle mit reichen Fassetten. Sinnlich hört man den Contralto der Margherita Maria Sala als gurrende, koloraturensichere Aristea. Sehr berührend Benedetta Mazzucato als Argene. Luigi De Donato als Alcandro gefällt mit präsentem Bass, ebenso der Bariton des Christian Senn als König Clistene.

Das Festwochenorchester unter Alessandro De Marchi, der es vom Cembalo aus leitet und sich als bester Sachwalter dieser genialen Musik erweist, spielt nicht nur die Arienjuwelen mit feindosierter Lebendigkeit, Stilsicherheit und reichen Farben.

Zwei Goldmedaillen für Musik und Bühne und ein jubelndes Publikum!

Dr. Helmut Christian Mayer

 

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