In Baden bei Wien zeigt man Franz Lehárs letztes Meisterwerk „Giuditta“ mit viel Schwung

Xl_giuditta--baden-8-25-2 © Bühne Baden/Christian Husar

Zeit seines Lebens wollte er an der Wiener Staatsoper aufgeführt werden. Deshalb schuf Franz Lehár nach dem Textbuch von Paul Knepler und Fritz Löhner-Beda ein Zwitterwerk, das weder Operette noch Oper ist, aber voller herrlicher Melodien, deren Instrumentierung sehr an Puccini erinnert. Erst mit diesem, seinem letzten Meisterwerk „Giuditta“ wurde sein großer Wunsch war. Die Uraufführung 1934 an der Staatsoper mit Jarmila Novotná in der Titelrolle, dem damaligen Tenorstar Richard Tauber als Octavio sowie dem Komponisten selbst am Pult wurde ein Riesenerfolg. „Freunde, das Leben ist lebenswert“ oder „Meine Lippen sie küssen so heiß“ oder „Schönste der Frauen“: Wer kennt sie nicht diese Hits aus dem Werk, die sich längst verselbstständigt haben. Heute wird das Juwel leider nur mehr selten aufgeführt, so wie jetzt in der Sommerarena der Bühne Baden.

Giuditta langweilt sich in ihrer Ehe mit einem wesentlich älteren Mann Manuel in einer Hafenstadt 1930. Sie verliebt sich in einen jungen Offizier Octavio und folgt ihm nach Afrika. Nach einem längeren Liebestraum wird er jedoch einberufen und sie müssen sich trennen. Sie wird Tänzerin mit einem ausschweifenden Leben und vielen Liebschaften. Als sie sich wiedersehen ist er ein gebrochener Mann: Von solchen tiefen Leidenschaften, Freiheitswunsch, verheerender Eifersucht handelt das Stück.

In seiner letzten Regie am Haus siedelt der scheidende Intendant Michael Lakner die Handlung in Spanien, Marokko und Frankreich an und inszeniert die Geschichte rund um die lebenshungrige, freiheitsliebende Frau voller Widersprüche ganz klassisch in geschmackvollen traditionellen und eleganten Kulissen (Bühne: Michael Lakner und Gerhard Nemec) und Kostümen (Friederike Friedrich), die jeweiligen Orte andeutend heiter beschwingt, aber auch melancholisch umdüstertet und leidenschaftlich. Für das Hineintappen in die Abhängigkeiten ja Gefangenschaften wird Giuditta symbolisch immer wieder in einem goldenen Käfig, einer Anleihe aus dem Text, von einer zur nächsten unglücklichen Beziehung geführt.

Gesungen und agiert wird mit enormer Spielfreude: Ursula Pfitzner ist eine präsente, temperamentvolle, toll tanzende, beim Gesang nicht immer ganz verständliche Besetzung für die Titelrolle mit durchschlagskräftigem, höhensicherem SopranIurie Ciobanu als ihr deutlich artikulierender Geliebter Hauptmann Octavio verfügt über Kraft und viel tenoralem Schmelz. Tänzerisch und stimmlich ideal erweisen sich auch das Buffo-Paar mit Thomas Zisterer als Obsthändler Pierrino  und die reizende Loes Cools als Fischermädchen Anita. Jakob Hoffmann singt mit profundem Bariton zahlreiche Rollen, Arthur Owens  ist in mehreren Sprechrollen zu erleben. Mitreißend agiert das hauseigene Ballett (Choreographie. Anna Vita), homogen singt und spielfreudig agiert der Chor des Hauses .

Den unglaublichen Reichtum an wunderbaren Hits auch mit orientalischen Anklängen bringt das Orchester der Bühne Baden unter der Leitung von Michael Zehentner recht zündend und beschwingt zur Geltung.

Viel Applaus für eine gelungene Produktion!

Dr. Helmut Christian Mayer

 

| Drucken

Mehr

Kommentare

Loading