Ildar Abdrazakov im Wiener Konzerthaus: Edler Schöngesang mit Tiefgang

Xl_fb0aeae5-bc44-4c5c-8994-945ffc304e4c © Wiener Konzerthaus

„Ella giammai m'amo ...“: Mit unendlicher Traurigkeit kommt König Filippo zur bitteren Erkenntnis, dass ihn seine ihm angetraute Gattin Elisabetta nie geliebt hat. Diese Arie von Giuseppe Verdi aus „Don Carlos“ zählt zweifellos zu den großartigsten Bassarien überhaupt. Und sie wirkt umso mehr, wenn sie mit solch berührender Emotionalität und solch innigem Tiefgang gesungen wird, wie von Ildar Abdrazakov im Wiener Konzerthaus. Viel zu selten hat man den sympathischen Künstler, der mittlerweile zu den führenden Bässen weltweit zählt, in Wien erlebt. Jetzt gestaltete der gebürtige Russe im Rahmen der Reihe „Great Voices“ einen faszinierenden Abend, der ausschließlich dem großen italienischen Opernkomponisten Giuseppe Verdi gewidmet war.

Und Ildar Abdrazakovs ausgesprochen klangschöne, edle Stimme begeisterte mit reichen, dynamischen Paletten bruchlos vom feinsten Pianissimo bis zum kraftvollen Fortissimo aber auch mit ihren reichen Farben und den unendlichen Zwischentönen. Bruchlos erklang auch sein nobles Organ von den lichten Höhen bis in bassesschwarze tiefste Tiefen. Zudem gestaltete er alle seine Charaktere glaubhaft und ließ sie regelrecht lebendig werden: Er war nicht nur König sondern auch Heerführer, Adeliger oder auch Priester und faszinierte in den schönsten Arien als Banco aus „Macbeth“, als Zaccaria aus „Nabucco“, als Silva aus „Ernani“,  als Procida aus „Les vêpres siciliennes“ sowie in den Titelpartien aus „Oberto“ und „Attila“.

Begleitet wurde er dabei meist ideal vom gut disponierten Tatarstan National Symphony Orchestra unter Alexander Sladkovsky.  Ungemein diszipliniert und präzise und nur selten zu laut und knallig wurden von den Musikern auch einige Ouvertüren wie etwa aus „Nabucco“, „Macbeth“ oder „La forza del destino“,  sowie die Ballettmusik aus „Macbeth“ wiedergegeben, wobei vor allem der Solocellist glänzte.

Und weil es so schön war, gab es dann noch gleich drei Zugaben: die Verleumdungsarie des Don Basilio aus Gioacchino Rossinis „Il barbiere di Siviglia““ wie auch eine Arie des Mephisto aus Charles Gounods „Faust“, eine seiner Paraderollen, sowie das russische Volkslied „Schwarze Augen“. Nach jeder Arie gab es schon heftigen Applaus, der sich im Laufe des Abends immer mehr steigerte und schließlich zum Finale in stehende Ovationen mündete!

Dr. Helmut Christian Mayer

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