Hohes Staraufgebot beim heuer jublierenden Ljubljana Festival

Xl_brlek_darko-6-22 © Miha Fras

Pulsierend vor Lebendigkeit erlebt man die Stadt, die reichlich mit Festival Fahnen beflaggt ist. Sogar die öffentlichen Busse sind mit Festivalplakaten bestückt: Ljubljana/Laibach lebt das Festival, das heuer zum 70. Mal stattfindet und ist eine Stadt von Gustav Mahler, der hier 1881/82 wirkte und viel dirigierte. Deswegen wurde und wird er hier auch immer wieder aufgeführt. So etwa 2011 die 8. Symphonie, die  sogenannte »Symphonie der Tausend« am Kongressplatz vor 10.000 Zuhörern.

Und wenn das nicht ein Weltrekord ist: Denn unglaubliche 30 Jahre leitet Darko Brlek bereits das Ljubljana Festival. »Dabei war der Beginn alles andere als einfach, denn als ich im Oktober 1992 die künstlerische Leitung übernahm, war der Jugoslawien-Krieg noch allgegenwärtig. Wir haben damals ganz klein, mit nur 18 Kammerkonzerten begonnen,« erzählt der heute 56-Jährige Laibacher, der an der Musikakademie seiner Heimatstadt und dann an der Grazer Kunstuniversität Klarinette studierte und selbst auch solistisch bei zahlreichen Konzerten aufgetreten ist. Schon 1991 leitete im Alter von nur 26 Jahren als jüngster Intendant überhaupt das Opernhaus von Ljubljana, um dann ein Jahr später die Geschicke des Festivals, das zu den ältesten europäischen überhaupt zählt, zu übernehmen: »Ich musste damals große Überzeugungsarbeit leisten. Aber wir sind dann stetig gewachsen. Durch freundschaftliche Beziehungen mit Künstlern ist es uns immer mehr gelungen, auch große Namen zu engagieren. Ich habe immer versucht, für alle Künstler optimale Bedingungen zu schaffen, sei es auf der Bühne, sei es bei den Unterkünften. Sie haben immer alles bekommen, was sie wollten. Auch deshalb kommen sie alle immer wieder. Einige, wie etwa Erwin Schrott, haben dann sogar ihre Ferien in Slowenien verbracht. Nach den erfolgreichen Konzerten, bei einem exzellenten Essen ist überhaupt die beste Zeit, mit den Künstlern weitere Pläne zu schmieden.«

Wegen seiner großen künstlerischen Managementerfolge wurde ihm mehrmals der Kulturminister angeboten: »Das habe ich immer abgelehnt! Ich wollte nie in die Politik gehen«. Dafür wurde er für mehrere Jahre Vize- und dann Präsident der European Festival Association, der über hundert Festivalvereine angehören sowie Gründer und Präsident der Slowenischen Kulturkammer.

Weil das Festival in der slowenischen Hauptstadt heuer sein 70-jähriges Jubiläum begeht, ist der Staraufgebot so groß wie noch nie und kann sich durchaus auch mit anderen größeren europäischen Festivals wie etwa den Salzburger Festspielen messen. Und um nur einige der Highlights zu nennen, so werden heuer das Verdi Requiem mit Krassimira Stoyanova, Elina Garanca erklingen, mehrmals szenisch Bernsteins »West Side Story« als Eigenproduktion, konzertant Berlioz »La Damnation de Faust » mit Charles Dutoit am Pult und Sophie Koch. Weitere Stars: John Malkovich und Aleksey Igudesman, Konzerte mit Julian Rachlin, Christoph Eschenbach, dem Pittburgh Symphony Orchestra unter Manfred Honeck und der Starpianistin Hélène Grimaud, das Orchestra Giovanile Luigi Cherubini unter Riccardo Muti, das West Eastern Divan Orchester unter Daniel Barenboim gleich zweimal, einmal mit dem Starpianisten Lang Lang, Gesangstars wie Juan Diego Flórez, Anna Netrebko und Yusif Eyvazov sowie Plácido Domingo. Den Abschluss bilden gar die Wiener Philharmoniker unter Esa-Pekka Salonen mit Rudolf Buchbinder als Solisten. Daneben gibt es noch zahlreiche weitere Kammerkonzerte und Ausstellungen.

Wie ist ihm das alles gelungen? »Wir haben heuer fünf Millionen Euro zur Verfügung. Davon entfallen 60% auf die Stadt, 20% auf Sponsoren und 20% erwirtschaften wir aus Kartenverkäufen. Und viele Stars kommen zu einem Freundschaftspreis«, sagt Brlek, der auch für die einzelnen Saisonen nie ein Motto ausruft: »Wir wollen vielseitig bleiben und uns nicht limitieren! Auch möchte ich in Zeiten wie diesen niemanden ausgrenzen.«

So ist die Lust, in die slowenische Hauptstadt zu fahren, groß. Viele Veranstaltungen finden im Freien statt, etwa am malerischen Kongress Platz mit Blick auf die Burg. Auch nach 30 Jahren sprüht Darko Brlek noch immer vor Begeisterung: »Ich plane schon 4 bis fünf Jahre im Voraus, habe noch viele Pläne und große Projekte für die Zukunft!«

70. Ljubljana Festival 21.6. bis 6.9. 2022 – verschiedene Aufführungsorte -  Infos und Karten: www.ljubljanafestival.si

Dr. Helmut Christian Mayer

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