Heiteres Verwirr- und Verwechslungsspiel bei Rossinis Rarität "La Gazzetta" am Salzburger Landestheater

Xl_gazzetta-salzburg-2-19-1 © Anna-Maria Löffelberger

„Lisetta, 21, attraktiv, aus gutem Haus, hochgebildet, unermesslich reich sucht Ehemann“: Eine Heirat per Zeitungsanzeige, in welcher Pomponio seine Tochter Lisetta mit einer guten Partie verheiraten will, heutzutage im Internet ganz selbstverständlich, sorgte im Jahr 1816 noch für großen Wirbel! Damit beginnt in Gioacchino Rossinis Rarität „La Gazzetta“ ein heiteres Verwirr- und Verwechslungsspiel, denn Lisetta liebt schon Filippo, den Wirt des Hotels „L’Aquila“ und wird von diesem geliebt. Der schüchterne Alberto liebt Doralice, ebenfalls mit ihrem Vater im Hotel abgestiegen, hält sie aber für Lisetta. Mehrere Planstrategien sind in dieser beschwingten Komödie, die auf Carlo Goldoni basiert, nötig, damit die richtigen Paare zusammenfinden.

Alexandra Liedtke hat die Rarität mit leichter Hand und einem Feuerwerk an Ideen, Gags, mitreißender Vitalität, Komödiantik und Parodien in Szene gesetzt. So strotzt die Piazza vor dem imposanten Hotel schon bei der Ouvertüre vor Aktivitäten. Alte, bemützte Herren, die ihren Kaffee auf einem Tischtrinken, ein sich verrenkender Sandler, eine immer wiederkehrende Läuferin, ein tanzender Rapper, asiatische Touristen mit Stadtplan und Kamera bewaffnet, sich ständig öffnende und schließende Fensterläden, mit aufgehängter Unterwäsche. Im benachbarten Modegeschäft „Bella figura“ werden die Auslagen dekoriert, bis endlich der Zeitungsboy mit der neuen Ausgabe von „La Gazzetta“ erscheint, auf die alle gewartet haben. Mit zahlreichen Running Gags, etwa einem alten Herrnmit einem Rollator, der ständig Unfälle baut, gelingen der deutschen Regisseurin viele Lacher. Nur das Finale zieht sich trotz Masken, Konfetti und Papierschlangen etwas in die Länge und wirkt doch etwas zu bemüht komisch. Szenerie und Kostüme von Johanna Lakner sind in einer Farbe gehalten, die an vergilbtes Zeitungspapier erinnert.

Apropos Ouvertüre: Da hört man doch tatsächlich haargenau jene aus „La Cenerentola“. Allerdings war sie ursprünglich tatsächlich für „La Gazzetta“ komponiert. Rossini hat sie erst später zur neueren Oper transferiert. Auch sonst gibt es zahlreiche Stücke, „Eigenplagiate“ mit Wiedererkennungswert. Jedenfalls wird die Musik vom Mozarteum Orchester Salzburg unter dem jungen Kapellmeister Robin Davis nicht immer absolut perfekt aber sehr spritzig, sehr farbenreich und schwungvoll gespielt.

Tamara Ivanis als Lisetta singt mit klarem, kleinem aber sehr flexiblen Sopran und gestochen scharfen Koloraturen. Sie kann wie gewünscht gefühlvoll zart aber auch kratzbürstig sein. Auch Katie Coventry als Doralice singt mit sehr beweglichem Mezzo. Nico Darmanin als Alberto verfügt über einen prachtvollen und höhensicheren, lyrischen Tenor. George Humphrey als Filippo bringt sich mit seinem Bariton gut ins Ensemble ein. Komödiantisches Zentrum ist jedoch Sergio Foresti, manchmal etwas mulmig singend aber immer wortreich und klangpompös. Frances Pappas hört man als recht forsche Madame La Rose.

Viel Applaus!

Dr. Helmut Christian Mayer

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