Günther Groissböck im Wiener Stephansdom: Zum Raum wird hier die Zeit

Xl_groissb_ck-stephansdom-2-21-3 © Bildschirmfoto

Edelste Töne, reich an Farben und Schattierungen tönten von der Pilgramkanzel herab, als Günther Groissböck seinen prachtvollen Bass erklingen ließ: Es war überhaupt das erste der „Wiener Dom-Konzerte“, einer neuen und strahlenden Wegmarke, veranstaltet von radio klassik Stephansdom, das jetzt live gestreamt wurde und auf Youtube noch nachgehört werden kann. Diesmal lautete das Motto „Parsifal im Dom“: Und wohin würde dieses Zitat „Zum Raum wird hier die Zeit“ aus Richard Wagners gleichnamiger und letzter Oper besser passen als zum prachtvollen, gewaltigen Innenraum des Wiener Stephandoms, und vor allem auch dann, wenn so musiziert wird wie diesmal. Aus „Parsifal“, der letzten Oper des Bayreuther Meisters, erklangen die großen Erzählungen des Gurnemanz, wie etwa: „Titurel der fromme Held“ oder „Vom Bade kehrt der König heim“. Aber auch „Nun achte wohl, und lass mich sehn“ und „Die heil'ge Quelle selbst“ waren zu erleben. Natürlich durfte auch der herrliche „Karfreitagszauber“ nicht fehlen. All dies sang der aus Niederösterreich stammenden 43-jährige Bass, der mittlerweile weltweit in die absolute Opern-Topliga der Bässe aufgestiegen ist, mit perfekter Tonreinheit und exemplarischer Wortdeutlichkeit, wie auch mit Phrasen von tiefem, innigen Ausdruck, aber auch, wenn notwendig, mit mächtiger Bassesgewalt.

Begleitet wurde er „nur“ von einem Organisten, der das ganze Orchester ersetzen musste: Manfred Schiebel tat dies mit großem Können, herrlichen Tönen und ideal abgestimmten Registern auf dem neuen, gewaltig großen Orgelwunderwerk des Stephansdoms. Schiebel spielte zudem noch aus dem „Bühnenweihfestspiel“ noch das Vorspiel, die Verwandlungsmusik und die Finali aus dem zweiten und dritten Akt. Es war schlichtweg eine perfekte klangliche Symbiose in einer wunderbaren prächtigen Akustik und einem absolut stimmigen Ambiente, leider wieder einmal ohne Publikum. Man hätte dies alles gerne live gesehen und gehört.

Dr. Helmut Christian Mayer

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