Großteils gelungene europäische Erstaufführung von Ted Machovers Kammeroper „Schoenberg in Hollywood“ in Wien

Xl_schoenberg_in_hollywood-wien-4-22-1 © Barbara Pálffy

Arnold Schönberg1874 in Wien geboren, 1933 in die USA geflüchtet, wo er jedoch nicht wirklich glücklich wurde und 1951 in Los Angeles gestorben, gilt als Schöpfer der, nicht von allen geliebten Zwölftonmusik.

Der US-amerikanische Komponist Tod Machover hat nun über Teile von dessen Lebens die 2018 in Boston uraufgeführte Kammeroper „Schoenberg in Hollywood“ geschaffen, die jetzt coronabedingt mit zweijähriger Verspätung in der Dependance der Wiener Volksoper im Kasino am Schwarzenbergplatz als europäische Erstaufführung gezeigt wird. Etwas irreführend erscheint allerdings der Titel: Zwar beginnt die erste Szene in Hollywood, der Plot schweift jedoch in einem Schnelldurchlauf bald in Erinnerungen Schönbergs ab. In den USA sieht sich der österreichische Komponist mit dem Kapitalismus und dem beinharten Filmbusiness konfrontiert und muss sich bald entscheiden, ob er sich diesen kommerziellen Zwängen der Musik- und Filmindustrie beugen muss oder seine Ideale als Komponist bewahren will.

Librettist Simon Robson hat dies in zwanzig Szenen aneinandergereiht. Diese beginnen nach Schönbergs Ankunft 1933 in den USA, dann wird bald etwas unruhig überschneidend in Rückblenden und Reflexionen über Musik, Religion, Liebe und Politik, wie in Vorausschau so manches aus dem Leben geschildert. Man begegnet seinen beiden Gattinnen, den beiden Söhne Rudolf und Lawrence, seine beiden Schülern Alban Berg und Anton Webern, wie auch Alexander Zemlinsky und Gustav Mahler. Des Weiteren werden von Regisseurin Helene Malkowsky Zitate und Notizen in das Geschehen eingeflochten, wobei sie bei ihrer Inszenierung den Fokus auf das innere Gefühlsleben von Schönberg legt. Sophie Lux hat das Bühnenbild vor bröckelnden bzw. umgestürzter Hollywood-Buchstaben, rechts das Orchester, links eine Leinwand hinter einem einsamen Schreibtisch,und Video-Einspielungen den vielen szenischen Wechsel praktikabel angepasst. Die Kostüme (Anna-Sophie Lienbacher) sind im Stil Zwanziger- und Dreißigerjahre gehalten. Man verliert jedoch auf der Bühne teilweise den Überblick, denn es gibt einen singenden und einen sprechenden Schönberg und zwei weitere Personen, die alle anderen darstellen.

Tod Machover unterlegt die Handlung abwechslungsreich mit pulsierenden Klängen, mit viel rhythmischer Prägnanz und Anklängen an die Dodekaphonie sowie viel Atonalität. Zitate aus Hollywood-Musicals, von Schönberg und Bach sind nicht zu überhören. Allerdings ist ein wirklicher Tiefgang nicht zu vernehmen. Die komplexe Partitur wird vom nur mit 15 Musikern besetzten Orchester der Wiener Volksoper unter Gerrit Prießnitz hochkonzentriert und durchaus lustvoll wiedergegeben. Marco Di Sapia als exzellenter Charakterdarsteller singt den Titelhelden mit elegantem Bariton. Der Schauspieler Christian Graf als sein Alter Ego kommentiert und ergänzt die Handlung mit historischen Zitaten und hält dem Komponisten immer wieder einen Spiegel vor. Lauren Urquart und Jeffrey Treganza singen und spielen gekonnt alle anderen Partien.

Dr. Helmut Christian Mayer

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