Graz: Wagners "Ring" fast ohne Worte

Xl_ring_ohne_worte-ursula_strauss-mei-ann_chen-recreation-graz-4-22 © Styriarte

Zweifellos schuf Richard Wagner mit der einzigartigen Tetralogie „Der Ring des Nibelungen“ das größte, ja monumentalste Musikdrama der Operngeschichte überhaupt. Viele Musikfreunde und auch sonst Interessierte werden jedoch von seiner Länge von nahezu 15 Stunden reiner Spielzeit abgeschreckt. Es gibt auch zahlreiche Personen, die gerne bloß die vielen reinen, beeindruckenden orchestralen Glanzstellen hören möchten, was jedoch schwierig ist, weil diese im Gesamtwerk verpackt sind. Dies brachte berühmte Dirigenten wie etwa Erich Leinsdorf oder Lorin Maazel auf die Idee einen „Ring ohne Worte“, also Fassungen der Tetralogie gänzlich ohne Gesang und zudem in zeitlich komprimierter Form nur für Orchester zu schaffen. So eine rund 70-minütige Fassung war jetzt im Grazer Stefaniensaal zu hören, wobei man dann doch nicht ganz ohne Worte auskam. Allerdings nicht gesungene, sondern gesprochene waren zu hören. Diese neue Textfassung stammt von Thomas Höft, Autor und Dramaturg, der auch immer wieder für die Styriarte, dem steirischen Festival, tätig ist. Es gelang ihm, die Geschichte der Götter und Helden klar und relativ einfach zu erzählen, wobei er doch immer wieder auf die Gegenwart und deren Probleme Bezug nimmt. Diese zwischen den Musikstücken, nicht allzu langen Worte wurden sehr pointiert und mit großem Können von der bekannten Schauspielerin Ursula Stauss vorgetragen. Allerdings wurde der Fluss der Musik manchmal doch etwas zu abrupt gestoppt. 13 populäre Stücke aus jedem Teil der Tetralogie wurden ausgewählt, wobei insbesondere das Vorspiel zum „Rheingold“, Walhall, der Walkürenritt, Wotans Abschied, das Waldweben und Siegfrieds Kampf mit dem Drachen, seine Rheinfahrt, sein Tod und der Trauermarsch sowie das Finale nicht fehlen durften. Mei-Ann Chen brachte sie beim Recreation Orchester Graz zur Aufführung. Dabei legte die aus Taiwan stammende, in den USA lebende Dirigentin mit großen, ausufernden Gesten in erster Linie großen Wert auf spannungsgeladenes Musizieren, was ihr auch zweifellos auch gelang: Sie reizte die mächtigen Steigerungen extrem aus. Leider geriet dabei manches im zu hohen Phonbereich und bleib teils zu grobschlächtig. Und so blieb so manches an Feinheiten auf der Strecke.

Riesenapplaus!

Helmut Christian Mayer

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