Graz - Styriarte Festspiele: "Venus and Adonis" von John Blow - ein Liebesfest für alle Sinne

Xl_venus_and_adonis-styriarte-graz-7-19-1 © Nikola Milatovic

Ein prickelnder Sekt im Vorhof für jeden Besucher, ein tanzender Kinderchor im Innenhof, fesselnde Akrobatik auf der Slackline und zwei mitreißende Musiker auf Klarinette und Tambourin während eines Snacks im Schlossgraben, eine Führung durch die Gemäldegalerie, Improvisationen in der Kirche und ein tolles Finale mit viel Feuer und Musik im Innenhof: All dies und noch viel mehr präsentiert die „Styriarte“ – die steirischen Festspiele beim Fest im Schloss Eggenberg. In dessen Mittelpunkt aber steht gemäß dem heurigen Motto „Schule der Liebe“ „Venus and Adonis“, das einzige Bühnenwerk von John Blow, eine Masque for the entertainment for the King, die als erste englische Oper überhaupt gilt. Blow war ein englischer Barockkomponist und Organist in Westminster Abbey, der von 1649 bis 1708 lebte und dessen Schüler unter anderen Henry Purcell war.

Und da schwirren im wunderbaren Prunkraum, dem Planetensaal des herrlichen Barockschlosses Eggenberg dann gleich die kleinen Amoretten und Cupido höchstpersönlich ganz in Weiß gekleidet, teils mit Liebespfeilen und Bögen bewaffnet und teils mit Engelsflügeln im Saal auch zwischen den Zuschauern herum und erklären Venus, was sie alle in der „Schule der Liebe“ schon gelernt haben. Die Göttin der Lust selbst hat nach einer Liebesszene mit Adonis, dem schönsten Mann der Welt, diesen dazu förmlich gedrängt, auf die Jagd zu gehen. Diese endet jedoch fatal, denn Adonis wird von einem Eber, dem verwandelten, eifersüchtigen Gott Mars tödlich verletzt und stirbt nach seiner Rückkehr in ihren Armen. Thomas Höft, auch für die Gesamtkonzeption des Festes verantwortlich, hat die kleine Geschichte unter den Sternzeichenbildern des Planetensaales auf der kleinen Bühne mit einfachsten Mitteln sehr lebendig in Szene gesetzt.

Sophie Danemanist eine sehr differenzierte und stilsichere Venus. Ihr Adonis wird von Norman Daniel Patzke mit mächtigem Bassbariton gesungen. Die erst 13-jährige Sophie Sinabell singt den Cupido schon beachtlich gut. Benedikt Kristjánsson, Mario Lessiak (beide Schäfer und Jäger) sowie der spielfreudige vor allem im Schlusslamento wunderbare HIB.Art.chor (Leitung: Maria Fürntratt) komplettieren das gute Ensemble.

Die siebenköpfige Neue Hofkapelle Graz unter der Leitung von Michael Hell (Cembalo und Blockflöte) und Lucia Froihofer (Violine) musizieren nicht immer ganz sauber, was jedoch der Intonation der historischen Instrumente geschuldet ist, aber immer mit enormer Stilsicherheit, viel Einfühlungsvermögen und mitreißender Vitalität.

Zum Schluss gab es vom zahlreich erschienenen Publikum einen Riesenapplaus für ein gelungenes Fest für alle Sinne!

Dr. Helmut Christian Mayer

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