Graz: „Fetish Baroque“ bei der Styriarte ein Fest für fast alle Sinne

Xl_fetish_baroque_c_nikola_milatovic-styriarte-7-23 © Nikola Milatovic

Ein Moderator in grellen orangen und gelben Farben, Musiker in Lack, Leder und Latex ausstaffiert, zwei Akrobaten mit knappen, teils frivolen Trikots und dazu reichlich Barockmusik: Das war „Fetish Baroque“in der Helmut List Halle in Graz im Rahmen der Styriarte, den steirischen Festspielen. Mehr als ein Konzert, eher wie eine Revue aufgebaut, angelehnt daran, dass auch früher barocke Opern wie eine Show aufgeführt wurden. Es war ein bunter Bilderbogen, in dem sich virtuose und ruhige Momente abwechselten.

„Ombra mai fù“ ist wahrscheinlich eine der schönstes Barockarien überhaupt, das berühmte Largo aus Georg Friedrich Händels „Serse“. Hier erlebte man das Schwebende eines magischen Augenblicks, in dem die Zeit still zu stehen schien. Dafür sorgte Dietrich Henschel mit seinem wohltönenden Bariton. Er gefiel unter anderen auch als Dämon der Kälte in der Frostszene aus „King Arthur“ von Henry Purcell. Die Arie „Che farò senza Euridice“ aus „Orfeo ed Euridice“ von Christoph Willibald Gluck wusste Iris Vermillion sehr ausdruckstark und berührend wiederzugeben. Die Mezzosopranistin, die immer mit ihrem schwarzen Hund auftrat, faszinierte etwa auch mit „As with Rosy Steps the Morn“ aus dem Oratorium „Theodora“ von Händel und ganz besonders intensiv zum Finale mit der Arie „Voglio strage, voglio sangue“ aus „Cesare e Cleopatra“ von Carl Heinrich Graun.

Begleitet wurden sie von einem feinen achtköpfigen Ensemble unter der Leitung von Michael Hell am Cembalo an diesem solistisch und an der Flöte virtuos bei Antonio Vivaldis „Concerto für Flautino“ in G zu erleben.  Die Musiker muszierten auch etliche weitere Stücke etwa von Bach, Händel, Corelli („La Follia“) stilecht und vital. Dazu begeisterten Evilyn Frantic und Didac Cano mit atemberaubender Akrobatik mit Luftballonen, Glaskugeln, dem Nagelbrett und ganz besonders mit den Diabolos.

Der Dramaturg des Festspiele Thomas Höft sorgte mit eigenen, tiefschürfenden Texten für eine launige Moderation.

Stehende Ovationen!

Dr. Helmut Christian Mayer

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