Graz: Ein rasanter musikalischer Orientexpress beim Neujahrskonzert

Xl_neujahrskonzert-graz-1-22 © Oliver Wolf

„Dort wo alles friedlich lacht-Lust und Heiterkeit und Pracht“: Mit diesen Worten aus „L’invitation au voyage“ von Henri Duparc lud - gleich nach einem Blick über das Lichtermeer von Paris mit „Fetes“ aus „Trois Nocturne“ von Claude Debussy - zu Beginn Tetiana Miyus charmant zu einer weiten Reise in den Osten ein. Und gleich darauf stampfte die Dampflokomotive bei Arthur Honeggers expressionistischen Stück „Pacific 231“ schon hörbar schnaufend los.  Paris-Wien-Budapest-Rumänien: Auf eine imaginäre Reise auf den Spuren des legendären „Orientexpress“,  so das Motto des Konzertes, machten sich die Grazer Philharmoniker unter Roland Kluttig, der auch den Abend sehr informativ moderierte, beim diesjährigen Neujahrskonzert in der Grazer Oper. Es war ein vielfältiges und buntes Programm, eine gelungene Mischung von Raritäten und Populärem, das da erklang.

Und Tetiana Miyus, ein Ensemblemitglied des Grazer Opernhauses, die eben erst als Leila in Georges Bizets „Perlenfischer“ höchst erfolgreich zu erleben war, brillierte auch noch mit der „Juwelen-Arie“ aus Charles Gounods „Faust“ mit ihrem blitzsauberen und koloraturensicheren Sopran. Die aus der Ukraine stammende Sängerin gefiel auch nach der Pause als Revue-Star Odette Darimonde in Emmerich Kálmáns Operette „Die Bayadere“ mit der Arie “Oh, Sie verwöhnen mich mit ihrer Gunst“, wobei sie hier nicht immer ganz textverständlich war.

Die Musiker des Grazer Klangkörpers waren nicht nur begleitend in Hochform, sondern auch sonst den gesamten Abend: Unter dem stets energiegeladenen und exakt zeigenden Chefdirigenten erklangen zündend drei „Ungarische Tänze“ (Nr. 4, 17 und 21) von Johannes Brahms sowiefeurig der Csárdás aus dem „Ritter Pásmán“, der einzigen Oper von Johann Strauß (Sohn). Orchestrales Highlight war sicherlich die “Háry János-Suite” von Zoltán Kodály:  Hier kamen die Elemente des ungarischen Volksliedes und die illustrierend phantastischen Elemente bis zur grotesken Übertreibung mit grellen Bläserklängen, feurigen Tänzen, komischen Effekten wie dem pompösen Finale wunderbar zur Geltung. Dabei wirkte Jenö Lisztes untermalend als Teil des Orchesters gekonnt am Cimbalon mit. Er begeisterte zudem mit zwei Zugaben, einmal solistisch mit atemberaubenden Tempi und zum Finale gemeinsam mit dem exzellenten Konzertmeister Karol Danis. Die turbulente musikalische Reise endete schließlich in Rumänien mit George Enescus bekanntester Komposition der „Rumänischen Rhapsodie Nr. 1“ akzentreich und zündend und wo nochmals ordentlich Gas gegeben wurde.

Wegen der pandemiebedingten, vorgeschriebenen Sperrstunde musste das jubelnde Publikum leider auf weitere Zugaben verzichten.

Dr. Helmut Christian Mayer

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