Graz: „Die verkaufte Braut“ von Smetana - Zündende Stimmungen in der Turnhalle

Xl_verkaufte_braut-graz-1-23-1 © Werner Kmetitsch

Es muss schlimm sein, ein fertig geprobtes Werk knapp vor der vorgesehenen Premiere nicht aufführen zu können. So geschehen am Grazer Opernhaus vor etwa zwei Jahren, denn just da kam Corona und so musste „Die verkaufte Braut“ von Bedrich Smetana auf Eis gelegt werden. Jetzt endlich erblickt das Kind das Licht der Opernwelt. Und das Warten hat sich gelohnt. Allerdings bar jeglicher böhmische Folklore wird die komische Spieloper in einer sehr nüchternen, grauen Turnhalle zwischen Sprossenwänden und Basketballkörben (Bühne: Christoph Schubinger) gezeigt. Neben Yoga, Schwangerschafts- und Kinderturnen, gibt es Schönheitswettbewerbe sowie Zirkusnummern und sonstige Festivitäten, wobei immer wieder reichlich Alkohol konsumiert wird. Bei all diesen wird der viel tanzende und sehr gut singende Chor des Grazer Opernhauses (Einstudierung: Bernhard Schneider) auch darstellerisch sehr gefordert. Die aus Kroatien stammende Schauspielerin, Autorin und Regisseurin Adriana Altaras, die erst spät zum Musiktheater fand, führt diesen schon während der Ouvertüre ungemein detailreich und feingezeichnet mit komödiantischer Finesse ins Heute. Das trifft natürlich auch ganz besonders für die Protagonisten zu. Sie weiß sie mit prallem, vitalem, manchmal groteskem Realismus zu füllen, die Figuren scharf zu zeichnen und den urwüchsigen Humor in Szene zu setzen.

Tetiana Miyus brilliert als innige, spielfreudige gefühlswarme, mädchenhafte Marie. Mario Lerchenberger fasziniert als ihr Geliebter Hans mit schlankem, hellem, berührendem Tenor. Gemeinsam fahren sie auch einmal mit einem Autodrom-Auto. Wilfried Zelinka als zentraler Spielmacher ist ein witziger, geschwätziger, selbstironischer Heiratsvermittler Kecal, hier eine Art Dorfpolizist, der sich scheinbar nebenbei allerlei dazuverdient, mit profundem Bass. Albert Memeti singt den Wenzel herrlich stotternd und kraftvoll mit wunderbarem Tenor. Auch all die vielen kleineren Partien sind gut besetzt.

Chefdirigent Roland Kluttig weiß mit teils zugespitzten Tempi, großer Präzision und packendem Zugriff die Grazer Philharmoniker zu farbenreichem, zündendem aber auch feinsinnigem Spiel zu animieren.

Großer Jubel!

Übertragung am 15.1. in ORF III.

Dr. Helmut Christian Mayer

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