
Es war im Jahr 1673, da fand im Schloss Eggenberg bei Graz eine royale Hochzeit statt. Der Habsburger Kaiser Leopold I heiratete Claudia Felizitas von Tirol. Über Auftrag und unter Mitwirkung des musikbegabten Kaisers (er steuerte selbst eine Arie bei) schuf der damalige Opernintendant Antonio Draghi (1634/35-1700) für diesen besonderen Anlass eine Oper unter dem Titel „Gl‘incantesimi disciolti“, ursprünglich mit „Aufgelöste Zaubereyen“ direkt ins Deutsche übersetzt, mit der man die Hochzeitgesellschaft unterhalten wollte. Jetzt führt die „Styriarte – die steirischen Festspiele“ das Werk als Hauptproduktion ihres diesjährigen Jubiläumsprogramms – es gilt das 40-jährige Bestehen zu feiern - unter dem neuen Titel „Das verwunschene Glück“ im Planetensaal genau dieses Schlosses, wo die Braut auch öfters logierte, mehrmals auf. Die Handlung ist eine kaum verschleierte, ziemlich deutlich erkennbare Parodie und Anspielung auf die Umstände des Zustandekommens dieser Hochzeit, mit der einige der Höflinge nicht einverstanden waren. In allegorischen Figuren wird die ewige Geschichte der Intrige und letztlich des Triumphs des Guten über das Böse erzählt.
Musikalisch musste die nur einmal aufgeführte Hochzeitsoper rekonstruiert und ergänzt werden, da die Partitur nur unvollständig erhalten war und die bei der Uraufführung als großes Open-Air im Park des damaligen kaiserlichen Jagdschlosses Karlau musizierten Ballettmusiken von Johann Heinrich Schmelzer überhaupt verloren gegangen sind. Dies besorgte der musikalische Leiter Michael Hell, der das Ensemble Ärt House 17 vom Cembalo aus souverän leitete und auch immer wieder zur Blockflöte griff, exzellent. Für die Zwischenspiele wurden zudem Kompositionen aus dieser Zeit von Antonio Bertali, Philipp Anton Rittler, Heinrich Ignaz Franz Biber, Giovanni Valentini und Schmelzer verwendet. Und trotzdem wirkte das Stück sehr homogen. Das Ensemble auf alten Instrumenten musizierte vital, stillecht und nuancenreich. Ganz famos war auch das Gesangsensemble mit den glasklaren Sopranistinnen Johanna Rosa Falkinger („Das Glück“), die auch sicher mit rundem Koloraturen sang, und Sophie Danemann („Die Lüge“) sowie der dunkeltimbrierten Mezzosopranistin Anna Manske („Der Neid und die Vernunft“). Auch die Herren faszinierten mit den beiden höhensicheren Tenören Julian Haberman („Die Zuneigung“) und der spielfreudige Markus Schäfer („Die Selbstsucht“) sowie der profunde Bariton von Dietrich Henschel („Der gute Rat“). Vier Tänzerinnen, darunter die Choreographin Mareike Franz mit mehreren parodistisch anzusehenden, an Arcimboldo erinnernde Handpuppen von Lili Hartmann sorgten für viel pantomimische, teils witzige Ergänzungen der Handlung und unterhaltsames Theater.
Viel Applaus!
DR. Helmut Christian Mayer
24. Juni 2025 | Drucken
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