Graz: Das Recreation-Orchester mit Leidenschaft und dunklen Farben

Xl_miller-recreation_orchester-graz-4-24 © Helmut Christian Mayer

Tastenlöwe und Salonmusiker: Von diesen wenig schmeichelnden Etiketten sollte Sergej Rachmaninow, den man hauptsächlich als Komponisten von Klaviermusik kennt, heutzutage eigentlich schon längst befreit sein. Denn er hat zwar in seinen Tonschöpfungen durchaus gekonnt auch mit Virtuosität und Tränenseligkeit jongliert, war aber darüber hinaus ein seriöser und vielseitiger Künstler. Bei einem Konzert der Styriarte, dem steirischen Musikveranstalter, erklang nun im Grazer Stefaniensaal sein 2. Klavierkonzert mit seinen einprägsamen Themen.

Jeder noch so schwere Lauf, jeder noch so diffizile Griff funktionierte. Allerdings wirkte trotz dieser hochstehenden Technik das Spiel der aus Russland stammenden Kristina Miller beim populären Klavierkonzert des russischen Komponisten etwas zu wenig präsent. Denn sie wurde teilweise bei ihren melodieführenden Stellen aus Mangel einer ausgewogenen Dynamik vom Orchester übertönt. Ansonsten wusste das Recreation-Orchester unter dem aserbaidschanischen Dirigenten Fuad Ibrahimov das hochromantische Werk zwar nicht immer mit ganz exakter Rhythmik, die bei diesem Stück als besonders heikel gilt, dafür aber mit den gewünschten wunderbaren, dunklen Farben zu begleiten. Für den jubelnden Beifall bedankte sich die Pianistin mit dem Präludium in c-Moll, ebenfalls von Rachmaninow.

Farbig, hochgradig emotional schwangen sich dann die aufrauschenden Streicher zum ausdrucksvollen Liebesthema empor: Ein lyrischer, leidenschaftlicher Höhepunkt der Fantasie-Ouvertüre zu „Romeo und Julia“ von Peter Iljitsch Tschaikowski, die vom Orchester insgesamt mit großer Klangschönheit, wenn auch nicht immer mit vollendeter Exaktheit gespielt wurde.

Viel Applaus!

Dr. Helmut Christian Mayer

 

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