Grafenegg Festival: Rene Fleming und Filarmonica della Scala unter Andrès Orozco Estrada gefielen überwiegend beim Abschlusskonzert

Xl_fleming-orozco_estrada-grafenegg-9-21 © Helmut Christian Mayer

„O weiter, stiller Friede! So tief im Abendrot“: Von allen Orchesterliedern, die Richard Strauss in seinem langen Leben geschrieben hat, nehmen die “Vier letzten Lieder” eine Sonderstellung ein. Sie künden von Todesbereitschaft, Stille, Seelenruhe und viel Zärtlichkeit. Stilistisch den Jugendstil überwunden, kehrte der 84-jährige Meister auf die Einfachheit der melodischen Linie zurück und schuf Lieder in meisterlicher Vollendung und prachtvoller Schönheit. Sie wurden jetzt beim Abschlusskonzert des niederösterreichischen Grafenegg Festivals im Wolkenturm, einer im herrlichen Schlosspark eigens errichteten Open-Air Location von Renée Fleming mit wunderbarer Phrasierung und innigem Schöngesang gesungen. Leider fehlte es ihr aber an Wortdeutlichkeit und Stimmvolumen, um sich bei den teils recht laut spielenden Filarmonica della Scala unter Andrés Orozco-Estrada genügend Gehör zu verschaffen. Glänzen konnte hingegen der Konzertmeister mit seinen wunderbar musizierten Soli.

„Der Wörthersee ist ein so jungfräulicher Boden. Da fliegen die Melodien, dass man sich hüten muss, keine zu treten“: Dieses bekannte Zitat schrieb Johannes Brahms in einem Brief an den damals „berühmt - berüchtigten“ Kritiker Eduard Hanslick als er an der Komposition seiner 2. Symphonie in D-Dur während eines Sommeraufenthalts 1877 in Pörtschach arbeitete. Und genau diesen Melodienreichtum, diese heitere und ungemein liebliche, musikalische Landschaftsschilderung Kärntens, ließ das italienische Orchester in den meisten Instrumentengruppen aufblühen: Obwohl man teils etwas unscharf einsetzte, wurde unter der sehr temperamentvollen und teils exzessiven Stabführung des kolumbianischen Dirigenten sehr farbig und klangschön musiziert.

Begonnen hatte man mit der Ouvertüre aus Carl Maria von Weber Webers „Der Freischütz“, als Zugabe gab es dann endlich etwas „Italienisches“: Die zündend musizierte Ouvertüre aus Gioacchino Rossinis „Der Barbier von Sevilla“.

Viel Applaus!

Dr.Helmut Christian Mayer

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