Grafenegg Festival: Gautier Capucon und die Münchner Philharmoniker unter Valery Gergiev mit aufwühlenden, vitalen Klängen

Xl_capucon-gergiev-grafenegg-9-21 © Helmut Christian Mayer

Wie seit vielen Jahren geben sich auch heuer wieder beim Grafenegg Festival Spitzenorchester und Spitzenkünstler die Klinke in die Hand. Besonders jetzt am letzten Wochenende der Festspiele. Diesmal war es Gautier Capucon, der das Publikum im Wolkenturm, einer eigens geschaffenen Open-Air Location in der herrlichen, riesigen Parkanlage, faszinierte. Der französische Cellist spielte das 1959 in Leningrad vom Widmungsträger Mstilav Rostropowitsch uraufführte 1. Cellokonzert von Dmitri Schostakowitsch vollendet: Mit allen Registern seiner Virtuosität, warmem Ton, feinem Strich und unendlichen Farben, temperamentvoll tänzerisch und immer mit perfekter Intonation.Ähnlich wie im 1. Klavierkonzert wird auch hier das Solohorn zum Partner des Solisten, vor allem im berührenden, lyrischen Moderato. Dabei wurde er von den Münchner Philharmonikern unter ihrem Chefdirigenten Valery Gergiev ideal begleitet, wobei auch der Sarkasmus der Komposition voll zur Geltung kam. Da der Ausnahmecellist gerade seinen 40. Geburtstag feierte, wurde er vom Intendanten Rudolf Buchbinder beschenkt, während die Musiker ein kräftiges „Happy Birthday“ intonierten. Für den Jubel bedankte Capucon sich noch mit einem, mit der Cellogruppe gemeinsam betörend musizierten, wunderbar lyrischen „Prelude“ von Schostakowitsch.

Dann folgte die beliebte 1. Symphonie von Johannes Brahms: Das unverkennbar „beethovennahe“ Werk wurde mit blühender Vitalität, aufwühlend, ja teils etwas eigenwillig schroff in den Akzenten, gewaltig an Dynamik in den Ecksätzen, aber auch durchaus feinsinnig in der zarten Melodik der mittleren Sätze musiziert. Und schmuseweich wurde als Höhepunkt das sehnsuchtsvolle, verträumte Hornthema vom Solohornisten gespielt und von einem Klangteppich des Orchesters unterlegt, bevor in warmen Streichern das an Beethovens „Ode an die Freude“ gemahnende, eingängige Hauptthema erklang. Viel Applaus!

Dr. Helmut Christian Mayer

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