Grafenegg Festival: Feinsinnige aber auch expressive Klänge zum Finale

Xl_buchbinder-viotti-tonk_nstler-grafenegg-9-22 © Helmut Christian Mayer

Man kann Rudolf Buchbinder wegen seiner unglaublichen Kondition nur bewundern: Denn trotz seiner 75 Jahre spielte der österreichische Ausnahmepianist am finalen Wochenende des Grafenegger Festivals in Niederösterreich kräfteraubend an nur vier Tagen gleich drei unterschiedliche Klavierkonzerte und zwar solche, die einem Pianisten alles abevrlangen. Nach Edvard Grieg und Maurice Ravel hörte man beim letzten Konzert der Festspiele tatsächlich „ein Klavier, das auf das Feinste mit dem Orchester verwebt ist“, genauso wie es laut Clara Schumann, der Uraufführungspianistin, sein sollte, denn Buchbinder schaffte dieses Kunststück mühelos. Bei Robert Schumanns einzigem Klavierkonzert in a-Moll, war neben enormen Feinheiten und Ausdruckstiefen auch seine phänomenale Technik zu erleben. Auch Lorenzo Viotti am Pult des Niederösterreichischen Tonkünstler Orchesters zeigte diese „Verwobenheit“, wobei jedoch die Musiker nicht immer mit dem Solisten konform gingen und einige unsaubere Einsätze feststellbar waren.

Ungemein fein schwebend ertönte dann aus dem Nichts heraus ein Klangteppich, immer wieder unterbrochen von Naturlauten. Grotesk erklang der volkstümliche Ländler, besonders düster der Trauermarsch. Schließlich das Finale mit der monumentalen Schlussapotheose: Die Musiker unter dem energiegeladenen Dirigenten wusste bei Gustav Mahlers 1. Symphonie im Wolkenturm, einer großen Freiluftbühne im Schlosspark zu begeistern: Mit immenser Spielfreude und mit vielen Nuancen erklang das wunderbare Werk.

Rund 150 Musiker aus fünf verschiedenen Blasmusikkapellen aus Niederösterreich in Tracht wirkten schon am Vormittag bei der Uraufführung der „Parkmusik für Grafenegg“ vom diesjährigen „Composer in Residence“, dem auch anwesenden aus Graz stammenden und in den USA lebenden Georg Friedrich Haas mit. An elf verschiedenen Positionen im weitläufigen Schlosspark zerstreut, zuerst nach Instrumentengruppen aufgeteilt, die der Besucher nach Belieben erwandern und denen man zuhören konnte, ergaben sich für jeden einzelnen die unterschiedlichsten Klangerlebnisse. Schließlich vereinigten sich alle neben dem Wolkenturm zu einem großen Ganzen, wo sie zeitlich mit Hilfe von Farbtafeln und einer Stoppuhr getaktet von Adi Obendrauf dirigiert wurden. Zu hören waren ein etwas gleichförmiges aber durchaus reizvolles Klanggemälde, immer wieder von Atonalität unterbrochen. Für den Komponisten Haas wurde dann auch ein eigener Komponistenbaum gepflanzt.
Alles in allem: ein großartiger Abschluss eines wieder erfolgreichen und sehr gut besuchten Festivals!

Dr. Helmut Christian Mayer

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