Grafenegg: Eine Uraufführung mit atmosphärischen Klängen und träumerische Kantilenen bei Beethoven

Xl_tjeknavorian-buchbinder-krijgh-grafenegg-9-21 © Helmut Christian Mayer

Mit einem einfachen Signal-Thema begann die Solotrompete, bald folgte das Orchester mit einem Klangteppich: So fing „Ypsilon“ – A Poem for Trumpet and Orchestra in Five Scenes“ an. Es stammt von Konstantía Gourzí, 2020 Composer in Residence beim Festival Grafenegg. Jetzt wurde die Uraufführung, die bei der letztjährigen Festival-Eröffnung wetterbedingt abgebrochen werden musste, bei einer Matinee im Auditorium, im Konzertsaal, nachgeholt. Das Stück ist eine tonale, gut anhörbare Komposition, mit teils sehnsuchtsvollen Themen der Trompete und meist ruhigen klangteppichartigen Orchesterpassagen, die atmosphärisch wirkten und teils meditative Stimmungen erzeugten. Immer wieder wurden diese jedoch von kurzen explosiven Gewittern von allein fünf Schlagwerkern unterbrochen.

Das Werk verlangte dem Trompeter Simon Höfele, der auch viel mit dem Dämpfer spielen musste, so ziemlich alles an möglicher Virtuosität ab, was dieser auch souverän bewältigte. Die aus Athen stammende Komponistin stand selbst am Pult und leitete gekonnt das bestens disponierte Tonkünstlerorchester Niederösterreich, dessen Musiker auch einmal mitsummen mussten.

Gleich ein komplettes Klaviertrio wird benötigt, wenn man Ludwig van Beethovens „Tripelkonzert“ aufführen will. Dies und die anspruchsvollen Streicherparts sind die Hauptgründe für seine mangelnde Aufführungshäufigkeit. Kein Problem für Grafenegg, die entsprechenden Solisten zu finden: Emmanuel Tjeknavorian spielte den Violinpart mit wunderbarer Tonreinheit, technischer Perfektion, feinsten Tönen und tiefem Ausdruck. Harriet Krijgh gefiel am Violoncello mit weichen Tönen. Sie verfügt jedoch über keinen besonders kräftigen Ton und so fehlte es ihr etwas an Präsenz. Der Intendant des Festivals Rudolf Buchbinder spielte den Klavierpart herrlich mit Präzision und perlenden Läufen. Besonders das Largo mit seinen träumerischen Kantilenen wurde zum Ereignis. Gleichzeitig leitete er vom Klavier aus auch souverän das Tonkünstlerorchester und ließ es einfühlsam begleiten.

Großer Jubel!    

Dr. Helmut Christian Mayer

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