Glück und Niedergang einer Königin: Uraufführung von „Dido“ von Guido Morini bei der Trigonale

Xl_dido-tinney-morini-tanzenberg-10-23 © Helmut Christian Mayer

Dido hieß die legendäre Gründerin und Königin von Karthago, die rund um 800 vor Christi lebte. Viele Künstler aller erdenklichen Genres und vor Komponisten wurden von ihrer Geschichte, vor allem von ihrer unglücklichen Liebe zu Aeneas inspiriert. Allein 90 Opernvertonungen gibt es, davon etwa 40 auf das Libretto "Didone abbandonata" von Pietro Metastasio. Darunter bekannte Vertonungen von Johann Adolf Hasse oder „Dido and Aeneas“ von Henry Purcell und „Les Troyens“ von Hector Berlioz.

Jetzt schuf Guido Morini mit „Dido, Regina di Cartagine“ ein neues oratorienhaftes Stück. Es ist ein Auftragswerk für die Trigonale, dem Festival der Alten Musik in Kärnten, zu deren 20-jährigem Bestehen. Darin beschreibt Morini, er ist quasi als Urgestein des Festivals von dessen Anfängen dabei, ihr Leben in mehreren Stationen: Von der Geburt über die Krönung, ihren kriegerischen Neiderlagen bis zu ihrer Vereinsamung, die mit ihrem ausführlichen, schmerzvollen Lamento beschrieben wird, bis hin zum Selbstmord. Morini hat das gut einstündige Stück im Barockstil mit Fugen und Doppelchören in italienischer Sprache geschrieben. Obwohl manchmal von einfachen harmonischen Strukturen geprägt, erzeugt das bis auf wenige zeitgenössische Einwürfe, etwa bei der instrumentalen Schlussfuge, immer tonale, extrem auf Klangschönheit zielende Werk bei seiner Uraufführung in der Seminarkirche Tanzenberg im Bezirk St. Veit/Glan wunderbare emotionale Stimmungen.

Dafür sorgen die bewährte schottische Sängerin Carine Tinney mit ihrem glasklaren, vibratofreien und stilsicheren Sopran in der Titelrolle und der Kärntner Landesjugendchor. Dieser wird abschnittsweise von Doris Aichholzer, Florian Pirolt und dann vom künstlerischen Leiter Bernhard Wolfsgruber, der ihn auch einstudiert hat, präzise und umsichtig dirigiert. Dabei kann man die jungen Sängerinnen und Sänger ungemein intonationsrein, homogen, farbenreich und klangschön erleben.

Dafür sorgt auch ein fein abgestimmtes, getragen aber auch rasant musizierendes neun-köpfiges Instrumentalensemble unter Guido Morinis Leitung am Cembalo, bei dem Alison Luthmers (Violine) und David Brutti (Zink) solistisch glänzen konnten.

Zum Schluss gab es in der Kirche stehende Ovationen!

Dr. Helmut Christian Mayer

 

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