Glasklare, meditative Gesänge von Hildegard von Bingen beim Osterfestival „Psalm“ der Styriarte in Graz

Xl_ars_choralis_choeln-psalm-styriarte-graz-4-22-2 © Styriarte

Hildegard von Bingen war eine außergewöhnliche Frau. Die Äbtissin, die im 12. Jahrhundert lebte, kümmerte sich intensiv um das leibliche und geistige Wohl ihrer Nonnen. Neben der Beschreibung von heilkräftigen Kräutern und Tinkturen komponierte sie auch, in der Überzeugung, dass die Harmonie der Musik vom Himmel kommt. Voll dieser Harmonie waren auch ihre einstimmigen Gesänge über einen weiten Tonumfang. Diese mittelalterlichen, selten aufgeführten Gesänge sind etwas ganz besonderes, denn sie können eine starke meditative Stimmung erzeugen. Besonders dann, wenn sie so wie jetzt beim Osterfestival der Styriarte, den steirischen Festspielen,„Psalm“ von Ars Choralis Coeln in der Helmut List Halle in Graz angestimmt wurden. Die sechs Frauen trugen schwarze lange Kleider und standen in verschiedenen Formationen im Halbkreis oder schritten gemessen auf der Bühne umher. Die Gesänge wurden teils auch auf bunten Podesten vorgetragen, die die gleichen Farben hatten, wie die fächerartige Dekoration im Hintergrund.

Sie sangen unter der Leitung von Maria Jonas alle glasklar, ungemein rein, stilsicher, völlig vibratofrei und in größter Harmonie sowohl solistisch aber auch meist im Ensemble und füllten damit mühelos den großen Raum. Oft schien es, als würde nur mit einer einzigen Stimme gesungen werden, so groß war die Homogenität. Dabei wurden sie abwechselnd von einer Flöte, einem Monochord, einem Portativ, Glocken und einer Fidel begleitet. Passend zum Karfreitag erklang dies alles mit ausschließlich geistlichen Liedern in lateinischer Sprache über die Schöpfung „In principio“ zu Beginn über die Liebe „O clarissima mater“ bis hin zum Universum mit „O vis eternitatis“ („O Kraft der Ewigkeit“).

Daneben steuerten die drei Musikerinnen Lucia Mense (Flöte/Monocord), Corina Marti (Portativ) sowie Susanne Ansorg (Fidel) gelungene, instrumentale Eigenkompositionen im gleichen Stil bei.

Große Begeisterung im Publikum!

Dr. Helmut Christian Mayer

| Drucken

Kommentare

Loading