"Faust" am Opernhaus in Maribor: Die Omnipräsenz des Bösen

Xl_faust-marburg-5-19-2 © Tiberiu Marta

Mit einer goldenen Krone, selbstherrlich und hocherhobenen Hauptes, mit der Tätowierung einer furchteregenden, großen, schwarzen Schlange auf der blanken Brust und einem bodenlangen, roten Mantel steht Mephisto in der Walpurgisnacht diabolisch zum Fürchten da zwischen Hexen und Dämonen. Und er lässt sich dabei als wahrer König der Finsternis huldigen, während Nebelschwaden und Irrlichter auf der Bühne dreidimensional herumschwirren: Nicht das einzige starke und beeindruckende Bild des „Faust“ von Charles Gounod am Marburger Opernhaus. Denn dem Regisseur Pier Francesco Maestrini und seinem Bühnenbildner Juan Guillermo Nova ist viel Packendes und Symbolhaftes eingefallen und beiden sind mit den Projektionen ungemein stimmungsvolle Bilder gelungen: So fängt in der halbverfallenden Kirche plötzlich zuerst das Kreuz Feuer bis dann das gesamte Gotteshaus zum Inferno, zum Blick in die Hölle wird, während Mephisto im priesterlichen Ornat mit verstärkter Donnerstimme Margarethe verflucht. Und immer wieder taucht ein in sich drehendes Rad mit vielen Symbolen auf: Es sieht aus wie ein durchscheinbares, riesiges Auge oder auch wie ein Brennglas. Oder man sieht ästhetische, überdimensional riesige Blumen und Sträucher bei der ersten Liebesnacht des Titelhelden mit seiner Margarethe. In dieser eindrucksvollen Szenerie läuft die bekannte Geschichte nach Johann Wolfgang von Goethe in einer zwingenden und spannenden Personenführung ab, die den Betrachter in keiner Phase kalt lässt.

Viel trägt zu dieser packenden Atmospäre ein Mephisto zum Niederknien: Den  Peter Martincic mit ungemeiern Bühnenpräsenz, mit eleganter Dämonie und Zynismus gestaltet und wunderbarem, kraftvollem Bass singt. Neben ihm wirkt der Titelheld blass, den Tatsuya Kashi aber mit lyrisch tenoralem Schöngesang und ohne Höhenprobleme singt. Andereja Zakonjsek Krt ist eine mädchenhafte, innige Margarete auch mit der notwendigen Leichtigkeit bei den Koloraturen der Juwelenarie. Jaka Mihelac begeistert als herrlich warmer und schönstimmiger Valentin. Jandraka Juras gestaltet einen idealen Siébel. Stimmgewaltig und homogen singt auch der vielbeschäftige Chor des Opernhauses von Maribor.

Das Orchester der Marburger Oper unter Gianluca Martinenghi versprüht viel feines, farbiges und durchsichtiges, französisches Parfüm. Die Dosis für die Leidenschaft und die markanteren Akzente könnte jedoch stärker sein.

Riesenjubel!

Dr. Helmut Christian Mayer

 

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