Eine berührende, unglückliche Geisha beim Gastspiel des Teatro La Fenice von Puccinis „Madama Butterfly“ beim Ljubljana Festival

Xl_butterfly-laibach-7-23 © Helmut Christian Mayer

„Addio, addio“: Schluchzend und mit Tränen erstickter Stimme nimmt die unglückliche Cio-Cio-San Abschied von ihrem, zu ihr unerwartet hereingelaufenen Kind, bevor sie sich selbst mit einem Dolch tötet. Das Publikum tief zu berühren weiß die aus Maribor stammende Slowenin Rebeka Lokar, ganz kurzfristig eingesprungen für die erkrankte Monica Zanettin, aber nicht nur in dieser Schlussszene von Giacomo Puccinis „Madama Butterfly“. In einer weiten Gefühlspalette vermag sie Innigkeit, Naivität, Freude wie auch Verzweiflung intensiv und höhensicher auszudrücken. Allerdings wird ihr Sopran insbesondere bei den Forte-Stellen unschön vibratoreich und wirkt insgesamt etwas zu dramatisch. Aber auch sonst ist bei diesem zweitägigen Gastspiel des Teatro La Fenice aus Venedig beim Ljubljana Festival im Cankar Center eine hohe musikalische Qualität festzustellen: Vincenzo Costanzo ist ein leichtfertig mit den Gefühlen spielender Pinkerton. Der Italiener singt ihn mit schmelzigem Tenor und mühelosen Höhen. Vladimir Stojanov ist ein kerniger Sharpless, Manuela Custer eine berührende Suzuki, Christiano Oliviero ein schmieriger Goro. Auch die vielen kleine Rollen sind gut besetzt, das Kind spielt reizend und der Chor aus Venedig singt tadellos.

Besonders großen Anteil am Erfolg hat auch das Orchester des Teatro La Fenice unter Daniele Callegari. Da strömen hohe Leidenschaft, feinste Töne aber auch mitreißende dramatische Ausbrüche und ein vielfältiger Farbenreichtum aus dem Graben.

Àlex Rigola beweist, dass man auch mit einer reduzierten, minimalistischen Inszenierung ohne Firlefanz sehr berühren kann. Mit dazu bei trägt ein ästhetischer, weißer Einheitsraum, der sich beim Liebesduett und auch zum finalen Abschied blau färbt (Ausstattung: Mariko Mori) mit einer zuerst schwebenden, dann am Boden haftenden blau glänzenden Skulptur, das Haus der beiden darstellend und an eine stilisierte Muschel erinnernd. Hier wird in zeitlosen, weißen Kostümen (der Chor ist mit dezenten Pastellfarben ausgestattet) teils zwar recht statisch aber doch die Gefühle der Protagonisten zeigend, agiert. In seiner klaren Personenführung inklusive drei Balletttänzerinnen, die auch die Dienerinnen darstellen, lässt der spanische Regisseur viele Emotionen und subtile Details zu.

Stehende Ovationen!

Dr. Helmut Christian Mayer

 

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