Ein himmlisches Leben ins Salzburg: Das Utopia Orchestra und Regula Mühlemann unter Teodor Currentzis

Xl_utopia-m_hlemann-currentzis-c-marco-borrelli-salzburg-8-25-2 © Marco Borelli

„Nichts von nennenswertem künstlerischem Wert": So abwertend hat Dimitri Schostakowitsch selbst sein 2. Klavierkonzert bezeichnet. Er habe damit lediglich „pädagogische Zwecke“ verfolgt, denn er wollte die Handgelenke seines damals 19-jährigen Sohnes Maxim schmieren, der es dann selbst uraufführte. Deswegen legte er den letzten Satz als wahnwitzigen Geläufigkeitsparcour an. Bei den Salzburger Festspielen hatte jedenfalls Alexander Melnikov als Solist im Großen Festspielhaus keinerlei Probleme, die enormen virtuosen Anforderungen zu bewältigen. Da perlten die Läufe und da herrschte größte Griffsicherheit. Auch wurde er dem spielerischen und humorvollen Ton des Werkes mit zahlreichen Anspielungen auf andere Werke voll gerecht. Feinsinnig erklang der schon fast Chopin-zärtliche Dialog zwischen Klavier und den Streichern des zweiten Satzes. Dirigent Teodor Currentzis und das Utopia Orchestra wussten mit feinem Gespür auch das Zartbittere in dieser Musik zu erfassen, scheuten sich aber auch nicht vor Knalleffekten.

Dies zeigte sich dann auch bei der naiven Mahlersche Bilderwelt von dem jetzt stehend musizierenden Utopia Orchestra unter dem stets, teils extrem animierenden Currentzis bei Gustav Mahlers 4. Symphonie, die effektvoll, akzentreich, aber auch subtil ausgekostet wurde: Fabelhaft waren die solistischen Einlagen in allen Instrumentengruppen, wobei besonders der Konzertmeister mit seinen Violinsoli auffiel. Es wurde mit reichen Klangfarben, vor allem im wunderbaren, leidenschaftlichen Adagio, einem der eindrucksvollsten, langsamen Sätze Mahlers musiziert. Packend war, wie sich hier zum Schluss die lange aufgebaute Spannung in einem Aufschrei mit rauschenden Streicher- und Harfenklängen entlud.

Viele Facetten ihres Gesangs zeigte Regula Mühlemann mit ihrem schöngefärbten und klaren, subtil eingesetzten, textverständlichen Sopran: Sie sang „Das himmlische Leben“, jenes kindliches Lied „Aus des Knaben Wunderhorn“ im vierten Satz.

Riesiger Jubel und als Zugabe wunderbar innig musiziert: „Morgen“ von Richard Strauss!

Dr. Helmut Christian Mayer


 

 

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