Dvoraks „Rusalka“ aus Madrid auf DVD: Zwischen zwei Welten

Xl_rusalka-dvorak-blu_ray-12-21 © Monika Rittershaus

Gleich zu Beginn erkennt man das etwas heruntergekommene Foyer eines Theaters. Hier treffen offenbar die reale Welt der Menschen mit der Traumwelt der Nymphen aufeinander: In diesem aber eher nüchternen Ambiente (Bühne: Johannes Leiacker), in der die Märchenwelt etwas zu kurz kommt, lässt Christof Loy die Oper Rusalka von Antonín Dvorak spielen. Es ist eine Produktion aus dem November des Jahres 2020 des Teatro Real Madrid, die jetzt kürzlich auf DVD und Blu-ray Disc bei Major Nr. 750604 erschienen ist. Nach fast hundertjähriger Abwesenheit kehrte dieses Werk in einer Koproduktion mit der Sächsischen Staatsoper Dresden, dem Teatro Comunale di Bologna, dem Gran Teatre del Liceu in Barcelona und dem Palau de Les Arts Reina Sofia in Valencia auf die Bühne des Opernhauses der spanischen Hauptstadt zurück.

Loy hat dieses Ambiente als Metapher für die Schwierigkeiten der Kommunikation zwischen zwei Welten verwendet.Und der deutsche Regisseur kann darin durchaus poetische Momente erzeugen. Seine Personenführung ist sehr feinsinnig, detailliert mit vielen Ideen und auch gewürzt mit Humor. Faszinierend ist etwa das Bacchanal bei der Hochzeitsfeier mit Tänzerinnen und Tänzern sowie das Finale, bei dem Rusalka auf einem Felsen thront.

Die Titelheldin liegt zu Beginn der Aufführung auf einem Bett mit einem verletzten Bein. Sie kann vorerst nur auf Krücken gehen, bewundernswert und mutig wie sie aber bald mit den entsprechenden Schuhen wie eine professionelle Tänzerin auf der Spitze tanzen kann. Bei Asmik Grigorian kann man wieder ihre Vielseitigkeit und ihre phänomenale Schauspielkunst bewundern. Sie spielt die Nixe phänomenal, singt sie mit allen Höhen und reich an Fassetten einfach großartig, intensiv und menschlich mit einem Gefühl von ständiger Sehnsucht. Vor allem die berühmte „Arie an den Mond“ wurde, mit großer Subtilität gesungen, zum Ereignis. Grigorian gilt ja bereits als eine der bedeutendsten Sopranistinnen ihrer Generation, die vor allem mit der Interpretation der Salome und der Chrysothemis bei den Salzburger Festspielen international durchstarten konnte. Ebenfalls sich mit Krücken bewegend, was aber nicht von der Regie gewollt, sondern auf eine Verletzung an der Achilles Sehne bei den Endproben zurückzuführen ist, erlebt man Eric Cutler. Er ist ein dadurch doch auch stimmlich etwas gehandicapter und nur fast strahlender Prinz. Maxim Kuzmin-Karavaev ist ein junger und kerniger Wassermann, ausstaffiert und von der Regie geführt wie der Theaterdirektor. Besonders gefällt er in den Passagen, wo er seine Zärtlichkeit und väterliche Zuneigung zu Rusalka spüren lässt. Katarina Dalayman singt die Jezibaba, die hier die Abendkasse leitet, klang- und kraftvoll allerdings mit kleinen Abnützungserscheinungen. Ebenso erlebt man Karita Mattila als eine etwas schon reife fremde Fürstin aber mit immenser Bühnenpräsenz. Auch die vielen, kleineren Rollen sind alle exzellent besetzt, die Kurzauftritte aus dem Off des Chors des Teatro Real (Einstudierung: Andrés Maspero) hört man solide.

Ivor Bolton schafft im Orchester des Teatro Real eine dichte Atmosphäre, viel Transparenz sowie einen Farbenreichtum und er hält immer die ideale Balance im Graben und zur Bühne.

Die Kameraführung bei dieser Liveaufnahme (Videoregie: Xavi Bové) ist exzellent und immer an den Brennpunkten des Geschehens.

Dr. Helmut Christian Mayer

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