Donizettis „L’elisir d’amore“ in Turin: Traditionell mit viel Liebe, Witz und "Zaubertrank"

Xl_liebestrank-turin-4-21-1 © Andrea Macchia

Ungemein idyllisch ist das kleine Dorf mit seinem Bauernhaus samt Terrasse und den Heuballen, ebenso wie die dahinterliegenden, sanften Hügel und der tiefblaue Horizont. Fabio Sparvoli lässt bei der jetzt gestreamten Neuproduktion des Teatro Regio Torino von „L’elisir d’amore“, eine der erfolgreichsten Opern aus Gaetano Donizettis Feder, diese dort, wo sie und wann sie spielen soll. Bunt und traditionell sind deshalb die Szene (Saverio Santoliquido) und die Kostüme (Alessandra Torella) des ländlichen Lebens.  Und in diesem durchaus ansprechenden Ambiente versprüht der italienische Regisseur eine Menge an Ideen und Gags. Verspielt, detailreich und flott lässt er die Liebesgeschichte ablaufen. Und er zeigt die Figuren trefflich so, wie sie schon von den Autoren charakterisiert sind, voll Humor und einer guten Dosis Tiefgang.

Zugute kommt der Produktion auch noch, dass alle Protagonisten wie auch der Chor ausnahmslos eine mitreißende Spielfreude zeigen: So erscheint etwa Dulcamara immer mit einem Assistenten und einem kleinen Fiat-Cabrio-Oldtimer: Marco Filippo Romano in einem ziemlich überzogenen, gestreiften Anzug gibt dem raffinierten Quacksalber eine prächtige Stimme. So erscheint der Aufreißer Belcore wie ein Gockel in schicker Soldatenuniform. Giorgio Caoduro singt ihn stimmgewaltig mit etwas viel Tremolo in den höheren Lagen. Der Sergeant buhlt ganz ungeniert um alle Mädchen des Dorfes so auch um Adina.Diese reiche und kapriziöse Gutsbesitzerin wird von Mariangela Sicilia mit glockenreinem Sopran und flexiblen und sprudelnde Koloraturen gesungen. Bogdan Volkov ist der junge einfache Bauer Nemorino. Erst letztjährigen Sommer war er als Ferrando bei den Salzburger Festspielen in Mozarts „Cosi fan Tutte“ und in derselben Rolle auch in der Mailänder Scala zu erleben und wurde gefeiert. Auch diesmal punktet der junge Russe mit seinem außergewöhnlich schönen, wunderbar lyrischen, geschmeidigen und höhensicheren Tenor mit vielen feinen Nuancen und Farben. Seine Paradearie „Una furtiva lagrima“ gelingt ihm ganz vortrefflich. Köstlich inszeniert ist die Szene, bei der alle Mädchen des Dorfes um seine Gunst buhlen, wie sie erfahren haben, dass er wegen des Todes eines Onkels und einer damit verbundenen Erbschaft plötzlich reich geworden ist. Eine davon ist Gianetta, die von Ashley Milanese quirlig gespielt und gesungen wird.  Der Chor des Hauses muss durchgehend mit Masken singen, wurde aber von Andrea Secchi exzellent einstudiert.

Stefano Montanari, der auch bei den Rezitativen selbst das Klavier bedient, lässt beim Orchester des Teatro Regio Torino die eingängigen Melodien nicht nur lebhaft funkeln, sondern fallweise auch ordentlich kichern. Und es fehlt auch nie an der gewünschten duftigen Leichtigkeit und Spritzigkeit!

Dr. Helmut Christian Mayer

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