"Don César de Bazan" von Massenet auf CD: Eine reizvolle Rarität

Xl_don_cesar_de_bazan-massenet-paris-cd-5-20 © Naxos

Es ist ein großes Verdienst des Labels „Naxos“ sich immer wieder absoluter Raritäten anzunehmen. Eine solche ist zweifellos die Oper Don César de Bazanvon Jules Massenet, die jetzt als CD Nr. 8.660464-65 herausgebracht wurde. Es ist die erste abendfüllende Oper des damals 30-jährigen, französischen Komponisten aus 1872, eine Opéra-comique, dessen Partitur in nur wenigen Wochen fertiggestellt wurde und die auf dem Drama „Ruy blas“ von Victor Hugo basiert. Es war ihr allerdings kein sonderlich großer Erfolg beschieden und sie wurde nach ein paar Dutzenden Vorstellungen wieder abgesetzt. Es geht darin über die schneidige spanische Ritterlichkeit und Romantik. Es ist eine amüsante Geschichte über die Beziehung zwischen Adel und dem einfachen Volk, wo es sich um vertauschte Identitäten und Täuschung überhaupt dreht. Massenet hat darin die gesamte Bandbreite menschlicher Emotionen abgebildet, von der tödlichen Tragödie bis zur entrückten Liebesgeschichte. Musikalisch ist die spanische Mantel- und Degenoper schon gefüllt mit großem, sinfonischem Können, der großen Begabung für die Melodie und der Lebendigkeit des Rhythmus. Und Massenet verstand es schon im jüngeren Alter, wunderschöne Arien zu schreiben.

Der lyrische, schon meisterliche Orchesterstil mit viel spanischem Kolorit, mit tollen Koloraturarien wird von der französischen Opernkompagnie „Les Frivolités Parisiennes“ unter der Leitung von Mathieu Romano wunderbar umgesetzt. Man ist bezaubert vom Schwung, dem Pfeffer und den romantischen Schmeicheleien, die das zu vernehmen sind. Das Ensemble Aedes sorgt für die adäquate Umsetzung der chorischen Effekte.

Was die sängerischen Leistungen betrifft, ist überwiegend Erfreuliches zu berichten: Laurent Naouri als adeliger Titelheld gefällt mit seiner Diktion und der Charaktertiefe seines Baritons. Was etwas fehlt, ist vielleicht der baritonale Biss, sein Timbre ist zudem in den tieferen Lagen teils gewöhnungsbedürftig. Mit saubersten und sehr virtuosen Koloraturen und viel Keckheit hört man Elsa Dreisig als Straßensängerin Maritana. Die schönsten Arien schenkt der Komponist allerdings der Hosenrolle des Lazarille: Marion Lebegue kann mit ihrem frisch und wohltönenden Mezzo, etwa mit einem Schlaflied inklusive herrlichem Hornsolo, begeistern. Dem einzigen Tenor der Oper und nicht einmal eine Hauptrolle leiht Thomas Bettinger seine Stimme. Er singt den im Liebesdingen zweifelhaften spanischen König Karl II ausdruckstark. Allerdings bereitet ihm die hohe Tessitura immer wieder einige Anstrengungen. Christian Helmer ist der Intrigant und Bösewicht Don José, den er recht kernig und verschlagen singt.

Dr. Helmut Christian Mayer

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