Discofieber bei den Seefestspiele Mörbisch mit dem Musical „Saturday Night Fever“

Xl_night_fever-m_rbisch-7-25-2 © Seefestspiele Mörbisch

Es war im Jahr 1977, da kam der Tanzfilm „Saturday Night Fever“ mit John Travolta und den populären Bee-Gees-Songs in die Kinos, wurde sofort zum Kultfilm, entfachte ein Discofieber und löste einen weltweiten Hype aus, der zum Lebensgefühl einer ganzen Generation wurde. Schlaghosen und Discokugeln schrieben Filmgeschichte. Das Leben schleudert die jungen Menschen aus der Bahn, unerwartet, unerbittlich, schmerzvoll schön, wie den jungen Italo-Amerikaner Tony Manero, der seinem tristen Alltag in Brooklyn entfliehen will, um an der Seite eines schönen Mädchens ein besseres Leben zu führen. Jeden Samstagabend kann er sich in der Disco als umjubelter Disco-King ausleben. Als dann ein Tanzwettbewerb in seiner Disco „Odysee 201“ ausgeschrieben wird, sieht er Chance gekommen

Knapp 20 Jahre entstand eine Musical-Version von Robert Stigwood und Bill Oakes. Damit hat jetzt das Disco-Fieber den Neusiedlersee erreicht, denn bei den Seefestspielen Mörbisch wird dieses in der neuen Version von Ryan McBride - die deutschen, fast zu braven Dialoge stammen von Anja Hauptmann - gezeigt. Die Bühne wird von der ziemlich original nachgebauten 12 Meter hohen New Yorker Verrazzano-Narrows Bridge dominiert, die die Stadtteile Staten Island und Brooklyn miteinander verbindet, mit Blick auf die Skyline von Manhattan. Walter Vogelweider hat dafür, wie schon bei der "West Side Story" 2021, New York an die Gestade des Neusiedlersees gebracht, mit flankierenden, klassischen Ziegelhäusern und einigen Hochhäusern im Hintergrund. Seitlich lassen sich immer wieder Kulissen hereinschieben, wie die Wohnung von Tony oder das Tanzstudio. Mittig lässt er viel Platz, so dass Brooklyn zum heißen Tanzboden wird. Die klare, mit Filmelementen ergänzte Inszenierung von Karl Absenger wirkt sehr geglättet, kommt ohne große Gewaltszenen aus, Drogenmissbrauch und Vergewaltigung sind nur angedeutet. Vordringlich wird viel Raum für die hinreißende, bewusst an den Film angelehnte Choreographie von Fay Heather Andersen gelassen. Diese wird vom großartigen Ensemble mit mitreißenden Tänzen und modernisierten Moves auf der riesigen Bühne sehr synchron ausgeführt.

Ganz so wie John Travolta hat Fabio Diso zwar denn berühmten Hüftschwung nicht drauf, er spielt, tanzt und singt den Tony aber ganz famos. Ihm ebenbürtig ist Anna Rosa Döller, die „Lady“ aus 2024, seine angebetete Stephanie. Herausstechend aus dem großen Ensemble: Timotheus Hollweg (Double J), Aeneas Hollweg (Bobby C.) Lars Wandres (Joey), Juliane Bischoff (Annette) und Peter Lesiak als Tonys Bruder Frank, der zum Liedwesen der Eltern seine Priesterberuf zurücklegt. Ganz besonders hervorzuheben: Amanda Whitford mit dem richtigen Feeling als ausdruckstarke Clubsängerin genau wie Filippo Strocchi als DJ Monty.

Schmissigen, mitreißenden Sound hört man vom Orchester der Mörbischer Seefestspiele unter der Leitung von Tom Bitterlich. Dieser unternahm erst gar nicht den Versuch, den Bee-Gee Sound zu kopieren, sondern setzt auf eigene Arrangements.

Viel Applaus! Wegen der starken Kartennachfrage, es wurde bereits 143.000 Ticktes verkauft, gibt es bereits sechs Zusatzvorstellungen. Für 2026 ist das Musical „Ein Käfig voller Narren“ angekündigt.

 

Dr. Helmut Christian Mayer

 

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