„Daphnes Garten“ von Erling Wold in Klagenfurt: Eine Geschichte, die unter die Haut geht

Xl_daphnes-garten_copyright_jennifer-vass-ke-11-23 © Jennifer Vass

"Überall sind Gauner. Die Situation ist hoffnungslos“: So lautete ihr letzter Blogeintrag am 16. Oktober 2017.  Kurz danach wurde Daphne Caruana Galizia von einer Autobombe getötet. Völlig desillusionierend sagt sie diese Worte auch gegen Ende der Oper: „Daphnes Garten“ von Katharina Tiwald (Libretto) und Erling Wold (Musik) ist eine Koproduktion der Theaterinitiative Burgenland, dem Offenen Haus Oberwart, wo kürzlich die Uraufführung stattfand, und dem klagenfurter ensemble (ke). Sie handelt von dieser maltesischen Investigationsjournalistin, die es sich mit den Mächtigen angelegt hat. Den Hintergrund des Geschehens bilden die Enthüllungen der sogenannten Panama Papers, bei denen 2016 ein internationales Korruptionsnetzwerk zum Vorschein kam. Daphne deckte bei ihren Recherchen die Verflechtungen maltesischer Politiker, insbesondere die Machenschaften des damaligen Premierministers Joseph Muscat auf, wobei das Imperium brutal zurückschlug und sie ermordete. Der Prozess gegen die Täter, es waren drei Brüder, endete erst 2022 mit einem Schuldspruch, die mutmaßlichen Auftraggeber befinden sich nach wie vor auf freiem Fuß. Das Libretto ist teils nüchtern, teils dicht aber auch poesievoll. Es werden darin schonungslos alle involvierten Namen insbesondere der Politiker genannt.

Ihre Kraft schöpft Daphne immer wieder aus ihrem Garten. Diesen sieht man in Klagenfurt in der Theaterhalle 11 immer wieder angedeutet in Projektionen auf mehreren, verschiebbaren Elementen, die auch unterschiedliche Räume bilden (Bühne: Florian Lang). Peter Wagner lässt bei seiner Inszenierung den Plot aufwühlend geschehen, ohne ins Pathetische abzugleiten. Janina Schweitzer als Titelfigur singt ausdruckstark und fassettenreich, besonders ihr poesievolles Lied von den Orangen ist sehr berührend. Meist arbeitet sie am Laptop und wird von einem fünfköpfigen Chor umgeben, der wie in der griechischen Tragödie als Einflüsterer oder Intrigant kommentiert aber auch solistisch gekonnt unterschiedliche Personen darstellt: Michaela Schneider-Khom, Marika Rainer, Johanna Stacher, Martin Ganthaler, Fernando Hernández singen alle exzellent.

Die Musik des US - Komponisten Erling Wold, mit dem der Regisseur schon bei den Opern "Rattensturm" (2018) )und „Uksus“ (2012) zusammengearbeitete, beides waren Projekte des klagenfurter ensemble, ist meist tonal, polystilistisch, eingängig, stimmungsvoll untermalend. Mitreißende, am Jazz und Pop orientierte Rhythmen sind ebenso zu finden wie feine lyrische Passagen. Sie wird vom sechsköpfigen instrumentalensemble der Camerata Sinfonica Austria unter dessen Gründer und Leiter Davorin Mori sehr konzentriert, präzise und ambitioniert umgesetzt.

Insgesamt ein Abend, der niemanden kalt lässt und heftig beklatscht wurde. Dass es nicht nur um einen Einzelfall geht, wird am Schluss sichtbar, wenn weitere ums Leben gebrachte Journalisten mit Foto gezeigt werden, von Anna Politkovskaya bis Jamal Ahmad Khashoggi. Die Produktion wird 2024 in Großwarasdorf, in Eisenstadt und in Wien zu sehen sein.

Dr. Helmut Christian Mayer

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