"Bühne frei" in Frankfurt: Unverbrauchte, wunderbare Nachwuchsstimmen

Xl_b_hne_frei_i-frankfurt-1-21-3 © Bildschirmfoto - Oper Frankfurt

Ein riesiger Bilderrahmen, der fast die gesamte Bühne einrahmt mit einem Hintergrundbild und ein großer, schwebender Luster beeindrucken: Es ist das Bühnenbild für „Feodora“ von Umberto Giordano, dessen Aufführung eigentlich jetzt an der Oper Frankfurt geplant gewesen wäre. Aber wiedermal machte diesem Vorhaben die Pandemie einen Strich durch die Rechnung und es kam nicht zustande. Um aber trotzdem in der verordneten, spielfreien Zeit für das Publikum musikalisch da zu sein, entschloss man sich seitens der Intendanz, beginnend mit 8. Jänner 2021, jeweils am Freitag, an vier Abenden unter dem Titel „Bühne frei“ Konzerte live ohne Publikum im Saal via Stream zu senden.

Den Anfang dieser Serie in diesem Bühnenbild machten vier jüngere Sänger, alle Ensemblemitglieder der Frankfurter Oper, für die ja Intendant Bernd Loebe bekanntlich ein gutes Händchen hat, mit Arien, Duetten und Quartetten aus verschiedensten Opern. Schon bei Jacques Offenbachs „Barcarole“ aus „Les Contes d’Hoffmann“ gefielen die unverbrauchten und klaren Stimmen der Sopranistin Monika Buczkowska aus Polen und der Mezzosopranistin Zanda Svede aus Lettland ganz besonders. Letztere wusste gleich anschließend in der „Seguidilla“ aus Georges Bizet „Carmen“ mit ihrer wohltönenden, dunklen und runden Stimme zu faszinieren. Als ihren Don José hörte man mit dem österreichisch-australischen Tenor Gerard Schneider eine wunderbar lyrische Stimme, der seine Höhensicherheit und seinen Schmelz aber auch seine ungemein innigen Piani auch bei der Arie der selten aufgeführten Oper „L‘ Amico Fritz“ von Pietro Mascagni unter Beweis stellen konnte. Dann aber kam ein wahrhafter Bösewicht zu Wort: Es war Corona-bedingt auch der absolut erste Auftritt des US-Amerikaner Nicholas Brownlee an der Oper Frankfurt als neues Ensemblemitglied. Er sang die Arie des Kaspar aus Carl Maria von Webers „Der Freischütz“ mit großer Dämonie seines wohltönenden, kernigen Bassbaritons. Gemeinsam mit Gerard Schneider wussten die beiden auch im Duett von Rodolfo und Marcello im letzten Akt von Giacomo Puccinis „La Bohéme“ wunderbar zu überzeugen. Mit der gefürchteten „Marter-Arie“ aus Wolfgang Amadeus Mozarts „Die Entführung aus dem Serail“ konnte Monika Buczkowska ein perfektes Koloraturen-Feuerwerk zünden, bevor dann das berühmte Quartett aus Giuseppe Verdis „Rigoletto“ den gelungenen Abend eindrucksvoll beschloss.  Zum Schluss blieb der Wunsch, von allen vier Sängern in Zukunft noch mehr zu hören zu können.

Takeshi Moriuchi, Dirigent und Studienleiter des Hauses aus Japan, musste am Klavier gleich ein ganzes Orchester ersetzen. Er schaffte dies sehr gekonnt und mit großen Einfühlungsvermögen.

Der kurzweilige Abend wurde vom Musikdramaturgen des Hauses Konrad Kuhn recht informativ moderiert.

Dr. Helmut Christian Mayer

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