"Bühne frei" in Frankfurt: Stimmen mit viel Ausdruck und Schmelz

Xl_guerrero-brownlee-frankfurt-2-21 © Bildschirmfoto-Oper Frankfurt

Das sogenannte Holzfoyer mit einer riesigen Glasfront auf die Stadt im Hintergrund war diesmal der Aufführungsort der Reihe „Bühne frei“ der Oper Frankfurt.  Konzerte live ohne Publikum im Saal trotz der durch die Pandemie bedingten spielfreien Zeit via Stream zu präsentieren, ist dabei die Intention der Intendanz dieses Opernhauses

Zwei Ensemblemitglieder, ein Neuzugang im Opernstudio und ein Tenor als Gast waren diesmal angesagt mit Arien und Duetten aus verschiedenen Opern. Hauptthema war diesmal, wie so oft, die Liebe.  

Das schon mehrjährige und beim Publikum beliebte Ensemblemitglied Juanita Lascarro startete mit „Tres poemas“, mit drei Liedern des spanischen Komponisten Joaquìn Turina. Ungemein ausdrucksvoll, mit vielen Fassetten und mit allen Höhen ihres Soprans wusste die gebürtige Kolumbianerin das spanische Idiom voll zu treffen. Gemeinsam mit Marvik Monreal, einem Neuzugang des Opernstudios in dieser Saison, sangen sie dann noch das berühmte Blumenduett „Sous le dôme épais“, von Lakmé – Mallika aus der Oper „Lakmé“ von Leo Delibes: Es erklang ungemein stimmig und homogen. Die junge Mezzosopranistin aus Malta konnte zuvor noch mit ihrer fülligen, runden, ja ausgesprochen schönen Stimme mit der Arie der Charlotte „Werther! Qui m’aurait dit la place“ aus Jules Massenets „Werther“ faszinieren.

Über eine Blume als Liebeszeichen handelt auch „La fleur que tu m’avais jetée“, nicht umsonst als Blumen-Arie des Don José aus Georges Bizets „Carmen“ tituliert. Joshua Guerrero, als Gast am Haus, intonierte diese mit ungeheurem Schmelz, beinahe schmachtender Leidenschaft und ungefährdeten Spitzentönen. Der amerikanische Tenor konnte auch im italienischen Fach bei Giacomo Puccinis „Manon Lescaut“ mit der Arie des Chevalier Renato Des Grieux „Donna non vidi mai“ begeistern. Gemeinsam mit dem US-Amerikaner Nicholas Brownlee, ein neues Ensemblemitglied der Oper Frankfurt, sangen und gestalteten sie sehr eindrucksvoll ebenfalls aus „Carmen“ das Duett Escamillo - Don José „Je suis Escamillo, Toréro de Granade!“ und zückten schließlich doch tatsächlich beide zum Finale bedrohlich ihre Messer. Der Bassbariton bewältigte dann das wegen der erforderlichen extremen Höhe wie auch Tiefe sehr diffizile, Couplet „Votre toast“, den Hit „Auf in den Kampf, Torero“ kraft- und temperamentvoll. Ihre komödiantischen Fähigkeiten konnten die beiden auch beim Duett Nemorino – Dulcamara „Ecco il magico liquor!“ aus Gaetano Donizettis Oper „L’elisir d’amore“ köstlich ausspielen. Und man merkte mit jeder Faser ihres Gesangs und Spiels, was für einen Spaß sie dabei hatten.

Felice Venanzoni, künstlerischer Ausbildner der Mitglieder des Opernstudios der Oper Frankfurt, ließ am Klavier gleich ein ganzes Orchester erklingen. Er tat dies sehr nuanciert, aber auch mit enormem Temperament und großem Einfühlungsvermögen.

Etwas trocken moderiert wurde der abwechslungsreiche Abend von der Dramaturgin Mareike Wink.

Dr. Helmut Christian Mayer

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