Bühne Baden bei Wien: Beeindruckender Abend mit "Traviata & Co"

Xl_robein_bea-baden-4-21-1 © Operabase

Die geplante Premiere im Jänner von Giuseppe Verdis „La Traviata“ konnte nicht stattfinden, wie so vieles andere wegen der Pandemie in dieser Saison auch nicht. Diese Produktion musste auf die nächste Saison verschoben werden. Aber man wollte nicht klein beigeben und die Bühne Baden spielt trotzdem, besser gesagt, sie streamt und gibt damit ein kräftiges Lebenszeichen: „Traviata & Co in Concert“ nennt sich das Programm. Im Mittelpunkt dieses musikalischen Rendezvous steht Giuseppe Verdi, der große Meister der romantischen, italienischen Oper. Beliebte Schmankerln aus seinen bekanntesten Opern wurden nun von den Solistinnen und Solisten des Stadttheaters Baden präsentiert. Mit Fräcken und geschmackvollen Abendroben auf der Bühne und vor der samtroten Leere des Zuschauerraums wurde mit Begeisterung und Vitalität gesungen, wobei der Schwerpunkt auf der Oper „La Traviata“ lag. Die meisten Nummern erklangen auf Deutsch. Und so wurde der Abend gleich mit der Arie der Violetta aus dem ersten Akt „Ich will frei und ungezügelt leben“ eröffnet: Jay Yank ließbei dieser die Koloraturen nur so funkeln, absolut sauber und höhensicher aber auch mit viel Ausdruck wie bei Violettas Abschiedsarie „Addio schöne Träume“ faszinierte sie den ganzen Abend, wenn auch die Textverständlichkeit nicht ganz optimal war. Bea Robein wusste sehr energisch und mit großer Dramatik die Arie „Don fatale“ wiederzugeben sowie am Terzett „Trema parte“, beides aus „Don Carlo“ mitzuwirken.  Hierbei hörte man auch Sebastian Reinthaller, der mit seinem leichten Tenor auch mit der Szene und Arie aus „La Traviata“ „Weit weg von ihr – O nein, die Schande“ allerdings mit kleineren Intonationstrübungen gefiel. Mit „Gott schenkte mir eine Tochter…“ aus derselben Oper sang Reinhard Alessandri sehr empfindsam die Arie des Giorgio Germont. Und Thomas Zisterer konnte als Posa sehr profund gemeinsam mit Reinthaller noch das bekannte Freundschaftsduett aus „Don Carlo“ zum Besten zu geben.

Der nur 14-köpfige Chor der Bühne Baden sorgte vom Balkon aus mit „Aus dem Zirkus von Madrid“ und „Wir sind Zigeunermädchen“ aus „La Traviata“ sowie dem Gefangenenchor aus „Nabucco“ für die richtige Stimmung. Und zum Finale sangen alle Solisten mit vollen Sektgläsern gemeinsam mit dem Chor noch das berühmte Trinklied „Brindisi“ aus „La Traviata“.

Das eher klein besetzte Orchester der Bühne Baden unter der souveränen Leitung von Michael Zehetner erwies sich dabei als idealer und rücksichtsvoller Begleiter, wobei manchmal ein etwas dünner Klang zu vernehmen war. Die auf der Bühne mit Abstand spielenden Musiker, wobei bei den Streichern an jedem Pult nur ein Musiker saß, gefielen auch mit den Vorspielen aus dem ersten Akt von „La Traviata“, wie auch mit jenem aus dem zweiten Akt von „Don Carlo“, sowie mit dem Triumphmarsch aus „Aida“ und der Ouvertüre aus „La forza del destino“.  

Nur der Applaus fehlte – wie derzeit überall!

Dr. Helmut Christian Mayer

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