Bernsteins: "Wonderful Town" an der Volksoper Wien: Mitreißende Turbulenzen in "Big Apple"

Xl_wonderful_town-wien-12-18 © Barbara Pállffy

„Hundert gold’ne Tipps, einen Mann zu verlier’n“: Nicht nur mit ihrem köstlichen Auftrittssong kann sie begeistern, sondern den gesamten Abend erweist sich Sarah Schütz als wahrer Glücksgriff für die Besetzung der Ruth Sherwood. Sie zieht dabei alle Register ihres großen Showtalents. Da sitzt jeder Wortwitz, jede Gesangsphrase, jede Geste, jeder Tanzschritt, jede einzelne Fassette der herben, resoluten Frau. Und so wird sie auch zum Finale von Leonard Bernsteins Musical „Wonderful Town“, das die Volksoper Wien (hier fand auch 1956 die europäische Erstaufführung statt) zum Gedenken an den 100. Geburtstag des großen, musikalischen Universalgenies angesetzt hat, am meisten umjubelt. Schon 2016/17 war sie bei dieser Koproduktion mit der Staatsoperette Dresden dort dabei. Ebenso wie Olivia Delauré als ihre blonde, süße und mädchenhafte Schwester Eileen, die sich von Verehrern kaum retten kann. Auch diese lässt wie das übrige, groß besetzte Ensemble keine Wünsche offen. Besonders gefallen noch Drew Sarich als Journalist Robert Baker sowie  Peter Lesiak als Footballspieler "The Wreck" Loomis, der trotz einer bösen Beinverletzung ungemein beweglich tanzt und wunderbar singt und Cedric Lee Bradley als Speedy Valentini.

Leonard Bernstein komponierte das Musical im Jahr 1953 als beschwingte Liebeserklärung an New York. Viel unbeschwerter als in seiner berühmten „West Side Story“ spielt er in seiner Partitur mit allen nur erdenklichen Einflüssen wie Jazz, Swing und vielen weiteren Tänzen und macht das Musical so zu einer vitalen, bunten Party auf der Bühne. Seine rhythmisch pulsierende Musik mit einigen Ohrwürmern wird vom Orchester der Wiener Volksoper unter James Holmes mit ungemein schmissigem Drive gespielt und vom spielfreudigen Chor lebendig gesungen. Mitreißend sind auch die zahlreichen, großen Tanzeinlagen des hinreißend tanzenden Wiener Staatsballets. De fantasievolle und fetzige Choreographie stammt von Melissa King.

Der anerkannte Musical-Spazialist Matthias Davids, derzeit Musical Spielleiter am Linzer Landestheater, der an der Volksoper schon mehrfach Musicals inszeniert hat, belässt die Geschichte von den zwei Schwestern aus Ohio, die  versuchen, ihre Träume zu verwirklichen und sich im turbulenten Leben des „Big Apple“ zurechtzufinden, im New York der 30-er Jahre. Tempo-, ideenreich, mit Präzision und Witz werden die Personen auch in den längeren Dialogen, bei den gagreichen, deutschen Texten von Roman Hinze geführt. In Kostümen aus der Zeit wird im schnell wandelbaren Bühnenbild mit angedeuteten, beweglichen, teils projizierten Wolkenkratzern und einer Brücke als zweite Ebene die New Yorker Welt mit Rasanz bewegt.

Fazit: Leichte, köstlich witzige Unterhaltung auf hohem Niveau!

Stehende Ovationen!

Helmut Christian Mayer

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