Beim Carinthischen Sommer wurde Johannes Kalitzkes „Jeanne d‘Arc“ szenisch ergänzt

Xl_jeanne_d_arc-cs-7-21-1 © Ferdinand Neumüller

Hochexpressiv sind die Emotionen, die durch intensive und hochkomplexe Klänge erzeugt werden. Angereichert werden diese mit Elektronik und raffinerten, verfremdeten Zitaten aus der Musikgeschichte - wie etwa aus einer Missa von Guillaume Duffay, - die uns Johannes Kalitzke bei der Kirchen-Filmoper „Jeanne d’Arc“ (Libretto: Kristine Tornquist) präsentiert. Die konzertante Uraufführung dieses Auftragswerkes des Carinthischen Sommers fand schon 2020 statt und wurde dieses Jahr mit szenischen Ergänzungen aufgeführt.

In diesem Musikdrama verdichtet sich trotz reicher Kontraste die zugängliche Tonsprache mit packenden Steigerungen zu einem mitreißenden Ganzen und blüht manchmal regelrecht zu hymnischen Klängen auf. Den Ausführenden gelingt es, diesen schwierigsten und von ständigen Taktwechseln höchst komplex zu spielenden Passagen voll gerecht zu werden. Sie werden unter der exakten Stabführung des deutschen Komponisten Johannes Kalitzke sowie zwei Subdirigenten für Chor und Sängerknaben vom hochkonzentriert und exzellent - auch solistisch - musizierenden Kärntner Sinfonieorchester präsentiert. Die Musik unterlegt wie eine nicht bloß beschreibende Filmmusik meist punktgenau die Handlung des ungemein betroffen machenden Stummfilms (1928) von Carl Theodor Dreyer, der sich bei der Legende der Johanna von Orleans auf Szenen des Prozesses sowie deren Hinrichtung beschränkt. So plastisch, in Bezug auf Perspektiven und Mimik der exquisiten Schauspieler von damals wird der Plot im Film geschildert, dass er manchmal von der Musik ablenkt.

Die drei im letzten Jahr noch konzertant aufgeführten Szenen vor, zwischen und nach dem Film wurden heuer nun inszeniert: Vor drei weißen, drehbaren kleinsten Häuschen auf einer Ebene und direkt vorm Publikum zeigt Kristine Tornquist eine sehr minimalistische, recht statische, in Wirklichkeit kaum vorhandene Regie.  Die Protagonisten werden durch einen kurz aber eindringlich sprechenden Engel (Niko Lukic) ergänzt.

„Komm Nacht, gieß deine Stille aus“: Ungemein berührend ist aber nicht nur ihr Schlussgesang, sondern die gesamte Titelrolle, die Michaela Selinge rmit herrlich rundem und ausdruckstarken Mezzo singt. Auch die kleineren Rollen (alle Protagonisten werden verstärkt) sind mit Johanna Krokovay (Mutter) und Klemens Sander (Vater) gut besetzt. Mit großer Reinheit hört man vom Balkon die vier St. Florianer Sängerknaben sowie den Philharmonia Chor Wien (Einstudierung: Wolfgang Zeh).

Viel Applaus im eher schütter besetzten Parterre des Congress Centers in Villach!

Dr. Helmut Christian Mayer

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