Bad Ischl: „Wiener Frauen“ von Franz Lehár - Eine hörenswerte Rarität

Xl_wiener_frauen-bad_ischl-8-22-2 © Foto Hofer

Es lohnt sich, immer wieder nach Bad Ischl zu reisen, weil Operette hier beim Lehár Festival ernst genommen wird, denn sie wird zwar aktualisiert und um ein paar zeitgemäße Gags bereichert aber bleibt immer hart am Stück. So auch dieses Jahr: Neben „Der Rastelbinder“ gilt „Wiener Frauen“ als die erste Operette von Franz Lehár überhaupt. Die Uraufführung fand 1902 am Theater an der Wien, mit dem damals sehr berühmten Alexander Giradi in der Hauptrolle. Jetzt konnte man diese Rarität des berühmten Wahl-Bad Ischlers im Theater- und Kongresshaus erleben. Es ist eine rasante Komödie über Claire, deren Klavierlehrer sie seinerzeit mit einem Walzer verführte und dem sie ewige Treue geschworen hat. Nun aber soll sie einen wohlhabendenden Mann heiraten. Plötzlich taucht der totgeglaubte Klavierlehrer wieder auf. Nach etlichen Verwicklungen gibt es aber doch ein Happyend.

Von einer angekündigten, halbszenischen Aufführung kann wohl keine Rede sein, denn Angela Schweiger hat die Komödie rasant, temperamentvoll und mit viel Witz in Szene gesetzt und lässt viel Platz für Ironie und Parodie, wobei ihr Timing, was Pointen betrifft, perfekt ist. Aufgemotzt wird dies alles durch schmissige Tanzeinlagen (Choreographie: Evamaria Mayer). Die geschmackvollen Kostüme stammen von Simone Weißenbacher.

Obwohl ein Frühwerk ist Lehárs Genialität bereits bei seinem Operettenerstling erkennbar. Das Franz Lehár Orchester unter Marius Burkert weiß die wunderbaren, eingängigen Melodien mit den zahlreichen Couplets mit durchsichtigem, schlankem Klang inklusive der genialen Ouvertüre schmissig aber auch einfühlsam zu präsentieren.

Claire wird von Sieglinde Feldhofer mit klarem, schönem Sopran gesungen. Der Klavierlehrer Willibald Brandl wird von Gerd Vogel ideal und sehr bühnenpräsent verkörpert. Thomas Blondelle ist der reiche Verlobte Philipp Rosner und singt ihn mit feinem Tenor, neigt aber darstellerisch etwas zum Outrieren. Der Schauspieler Matthias Schuppli ist der Psychologe Dr. Winterstein, der die Beziehungsverwirrungen   lösen soll. Susanna Hirschler (die sehr energische Mutter von Claire), Josef Forstner (als böhmischer köstlicher Musiklehrer Nechledil), Marie-Luise Schottleitner, Elisabeth Zeiler, Klára Vincze als dessen Töchter, die er ständig versucht, unter die Haube zu bringen, überzeugen mit herrlich pointierter Komik!

Jubelnder Applaus!

Dr. Helmut Christian Mayer

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