Wunderbare Phantasiewelt episch erzählt - Hamlet kehrt nach Riga zurück

Xl_0f3f3a20-444a-42af-bd48-67248ae7f321 © Lettische Oper

Janis Kalins Hamlets Nationaloper Riga Festspiele im Stream

Wunderbare Phantasiewelt episch erzählt - Hamlet kehrt nach Riga zurück 

Mit großer Unterstützung der im Ausland lebenden lettischen Diaspora konnte im Januar dieses Jahres dieses über 80 Jahre nicht gespielte Werk des bedeutenden lettischen Komponisten Janis Kalnins wieder an der Nationaloper Riga aufgeführt werden. Der Komponist floh wie viele bedeutende Lettische Künstler vor dem Nazideutschland nach Kanada. Dort setzte er sich weiter für den Erhalt der lettischen Kultur ein. 1932, während er das Werk komponierte, war er Kapellmeister an der Nationaloper Riga. Er schuf auch das Libretto nach der Shakespeare Vorlage, um all seinen musikalischen Ideen den richtigen Rahmen zu geben.

Der Prinz Hamlet erlebt nach dem Tod seines Vaters die Machtübernahme seines Onkels Claudius und dessen Wiederheirat mit seiner Mutter. Er selbst ist innerlich verhärtet und Außenseiter in Trauer um seinen Vater. Dessen Stimme erscheint ihm als Geist und klagt seinen Bruder Claudius des Mordes an. Er drängt seinen Sohn zur Rache. Hamlet ist in Ophelia der Tochter Polonius verliebt, der sich gegen die Verbindung stellt. Höfische Machtspiele und Intrigen, ein unheilvolles Duell zwischen Laertes, Ophelias Bruder und Hamlet, ein Gifttrank und vergiftetes Schwert führen zum Tod aller. Nur Horatio ein Vertrauter Hamlets verbleibt, um die Wahrheit zu erzählen.

Der Bühnenbildern Andris Eglitis hat für die Bühne acht große Leinwände geschaffen, um eine nördliche märchenhafte Zauberwelt darzustellen. Martins Feldmanis versteht es geschickt mit seiner Lichtregie den sagenhaften Charakter zu verstärken. Kristne Pasternako hat dazu ebenso märchenhafte Kostüme im Geist der Renaissance aber schlicht in Form und durchgängig heller Farbe entworfen. Nur der Außenseiter Hamlet erscheint modern in dunkler Hose und T Shirt.

Echte Hingucker sind der Eisseglerwettbewerb im ersten Bild, wo kleine Segelboote über die Bühne flitzen oder der große Maskenball im fünften. Die deutsche Kristina Wuss mit lettischen Wurzeln führt gekonnt Regie mit zahlreichen klugen und auch heiteren Ideen, um die komplexe sprunghafte Handlung verständlich und spannend fließen zu lassen.

Martins Ozolins setzt am Pult des Orchesters der Nationaloper Riga die harmonisch symphonisch geprägte Musik ausdrucksstark um, ohne den Sängern gegenüber zu mächtig zu werden. Die Gesangslinien sind melodisch ariös geführt mit kurzen Rezitativen. Begleitet von dieser satten Orchesteruntermalung und, dank der guten Kameraführung, eindrucksvollen Bilder ist diese zweistündige Oper spannend und kurzweilig.

Die Sängerbesetzung überzeugt ebenso. Janis Apeinis ist ein streitbarer rücksichtsloser Claudius. Ilona Bagele ein spitze schräge machthungrige Gertrude, die Mutter Hamlets. Hamlet wird eigensinnig verloren und ausgegrenzt von Raimondis Bramanis gezeichnet. Leidvoll mit Pathos führt er seine wohlig warme Stimme, die auch aufbrausend und zärtlich wirken kann. Seine geliebte Orphelia findet in Inga Sjubovska-Kancevica eine gute Darstellerin, stimmlich sicher und glaubwürdig. Ihr Bruder Laertes bleibt bei Mihails Culpajevs stimmlich farblos. Kalvis Kalnins ist ein versierter präsenter Horatio.

Bei den diesjährigen zur Zeit stattfindenden Opernfestspielen werden erneut Aufführungen dieser außerordentlich gelungen Inszenierung gegeben. Vielleicht eine Reise wert für den Freund selten aufgeführter moderner Opern.

Dr. Helmut Pitsch

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